19.03.2016

Gute Zeiten für die Rüstungsindustrie

"Sie liefern die ‚Produkte‘, die dafür sorgen, dass nach dem Krieg andere Branchen am Wiederaufbau der zerstörten Gebäude und Infrastruktur verdienen, sofern die Menschen wieder in die Städte zurückkehren, die wie kürzlich Ramadi oder Sindschar (Fotos mehr oder weniger mit Artillerie und Luftangriffen plattgemacht und vom IS mit Sprengbomben verwüstet wurden. In Sindschar wurden von 8000 Gebäuden 5000 zerstört. Nach einem Bericht von Anfang März sind bislang gerade ein paar Dutzend Familien zurückgekehrt. Ramadi, einst eine 500.000-Einwohner-Stadt weist große Zerstörungen auf und ist weitgehend leer. Nach Satellitenbildern stellte die UN fest, dass fast 6000 Gebäude beschädigt sind, 2000 sind ganz zerstört. Fast die gesamte Infrastruktur und praktisch alle Brücken sind ebenfalls zerstört … dem Pentagon und Alliiertenstaaten, die mitbomben, geht die Munition aus. Der Rüstungskonzern Lockheed Martin, Hersteller vieler Präzisionsbomben, baut Produktionsfabriken aus, um die wachsende Nachfrage bedienen zu können. Man geht davon aus, dass die Antiterror-Kriege sich noch Jahre hinziehen werden, weswegen ein Ausbau der Produktionskapazitäten lukrativ ist.“

Robert Kennedys Sohn über die Ursachen der Kriegspolitik 
Wenn wir uns auf den Aufstieg des Islamischen Staates fokussieren und uns auf die Suche nach dem Ursprung der Gewalt machen, die so vielen Unschuldigen in Paris und San Bernardino das Leben gekostet hat, müssen wir möglicherweise über die einfachen Erklärungen von Religion und Ideologie hinausblicken. Stattdessen sollten wir die komplexeren Gründe in der Geschichte und im Öl untersuchen, die die Schuld – wie so oft – auf uns zurückverweist. 
Robert F. Kennedy, Jr.‘s Analyse: www.nachdenkseiten.de/?p=32213

02.03.2016

Über das Kapern der nationalen Gefühlsmaschinen

Zur Transformation der freien Presse ins nationale Gefühlsmanagement
Die einst ironisch gemeinte Frage »Warum sachlich, wenn es auch persönlich geht?« ist zum Leitfaden des Journalismus im Zeichen des Mainstreaming geworden. Die Nachricht hat keine Distanz zu ihrer eigenen moralischen ­Bewertung. Die Bilder der Flüchtlinge, die uns über unsere, nun eben: Mainstream-Medien erreichen, sind samt und sonders »Einstellungen« in einer mythischen Inszenierung. Was Mainstreaming als ästhetische Praxis bedeutet, lässt sich leicht daran erkennen, dass aus einer nahezu endlosen Fülle von Bildern immer wieder drei oder vier zur Produktion der ikonographischen Endlosschleifen ausgewählt werden. Dahinter steckt keine Verschwörung, sondern das spezielle Wirken einer Maschine, die ihre effizienteste Arbeitsweise sucht. Da sie nicht für die Gesellschaft, sondern für den Markt produziert, kann ihr Produkt nicht »Information« sein, sondern es muss zählbare Aufmerksamkeit sein, Zustimmung, die sich auszahlt. Würde von einem Tag auf den anderen die äußere Wirklichkeit einfach aufhören zu existieren, so müsste sich die Medienmaschine (die Metamaschine, die etliche Maschinen zusammenfasst) nur noch in Nuancen ändern …
»Lügenpresse« ist der Kampfruf zur Eroberung eines Instruments, das ökonomisch so stark wie kulturell schwach ist. Wer das Management der Gefühle beherrscht, bekommt früher oder später auch die politische Macht …
Das »Lügenpresse«-Gegröhle »da ­unten« ist die vollkommene Entsprechung der Strategien der Damen und Herren »da oben«, in jeder Talkshow, in jedem Zeitungskommentar präsent zu sein, während man parallel ein ­eigenes Mediennetz aufbaut. Auch die braunen Shitstormer sind da eine willkommene Manövriermasse, nicht nur indem sie ein Chaos- und Bedrohungspotential, die Vergiftung der Gefühle und der Sprachen, erzeugen, sondern auch weil sie den Diskurs zum Verstummen bringen …
Es geht um das Kapern der nationalen Gefühlsmaschinen und die Ersetzung der Wirklichkeit durch das völkische Subjekt. Was wirklich ist, bestimmt die faschistische Konstruktion von Geschlecht, Rasse, Nation und Kultur. Wie leicht ihnen das gemacht wird, das, unter anderem, erzählt vom wirklichen Zustand unserer Medien.
Aus einem Artikel von Georg Seeßlen: http://jungle-world.com/artikel/2016/07/53499.html

01.03.2016

Ich weiß, was Du willst!

Mithilfe von Algorithmen nimmt das US-Verteidigungsministerium soziale Bewegungen ins Visier. Deren Aktivitäten sollen vorausberechnet werden, um entsprechend „intervenieren“ zu können.
Im Sommer 2015 schrieb das Marineamt des US-Verteidigungsministeriums eine Förderung aus, die folgendes Ziel vorgab: „kausale Theorien und Methoden zu entwickeln, die sozialen Kontext, Beziehungen, Netzwerke und Absichten aus sozialen Medien erkennen/vorhersagen, wobei auch nicht-verbale Kommunikation wie Gesten, flüchtige Gesichtsausdrücke, Körperhaltungen und die verborgene Semantik von Text und Rede berücksichtigt werden sollen.“
Im Begleittext erklärt das Marineamt, dass es um die Analyse der riesigen Datenmenge der Kommunikationsmedien (Text, Ton, Bild und Video) geht, der erhoffte Algorithmus also alle Formen der Kommunikationswege analysieren und entsprechend das Internet durchkämmt werden soll. Dabei geht es insbesondere um die zu entwickelnde Fähigkeit, auch nichtverbale Kommunikation richtig einzuschätzen und bewerten zu können. Das Programm soll wie Menschen „zwischen den Zeilen lesen können“. Im Visier sind hierbei nicht näher spezifizierte kleinere Gruppen. Die verborgene soziale Struktur der Gruppe, deren Absichten sowie die der beteiligten Menschen sollen automatisch entdeckt werden können. Ebenso die sozialen und kulturellen Normen, die in der Gruppe herrschen.
Wohlgemerkt ist das Wunschziel nicht nur eine bisher nie dagewesene Analysetiefe, die jeden einzelnen Menschen, dessen Daten von dem zu programmierenden Algorithmus bewertet werden, vollkommen zu entblößen droht, sondern auch die Fähigkeit darauf aufbauende Vorhersagen zu treffen. Philip K. Dicks Dystopie Minority Report stand offenbar Pate. Die Verwirklichung dieser Ziele böte ein wunderbares Mittel zur Kontrolle der Opposition.
Der ehemalige NSA-Mitarbeiter und Whistleblower Thomas Drake erklärt dem Journalisten Nafeez Ahmed im Hinblick auf die Projekte, die die Minerva Initiative fördert: „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Pentagon die ganze Welt, sowohl physisch als auch virtuell, als ein militarisiertes Schlachtfeld betrachtet.“  … So gestand der ehemalige NSA- und CIA-Chef Michael Hayden kurz und knapp: „Wir töten Menschen auf der Basis von Metadaten“.