Der
Zeithistoriker und Konfliktforscher Kurt Gritsch bereichert Analyse sowie
Kritik nun mit einem soeben erschienenen Buch, in dem er die Lügen des Westens
sowie deren Wege durch die Medien aufdeckt: „Krieg um Kosovo:
Geschichte, Hintergründe, Folgen“, mit dem Sie vielen neuzeitlichen
Geschichtsmythen, die sich um den Kosovo-Krieg ranken. Jens Wernicke sprach mit
ihm zu Kriegen, Kriegslügen, massenmedial verbreiteter Propaganda sowie zur
Frage, wer uns zu Kriegszeiten wie und aus welchen Gründen belügt.
Kurze Auszüge:
„... was wir seit einigen Jahren erleben, ist eine Folge der NATO-Wandlung von
Verteidigung zu Intervention, und das ist mit dem Kosovo-Krieg geschehen ... Später
hat Clark den wahren Grund für das Eingreifen genannt, indem er zugab, dass der
Angriff ein entscheidender Präzedenzfall für das 21. Jahrhundert war: Die Out-of-Area-Strategie,
die Wandlung der NATO vom Verteidigungsbündnis zur globalen Interventionsmacht,
war bereits in den frühen 1990er Jahren vorbereitet und rechtzeitig zum 50.
Geburtstag des Bündnisses umgesetzt worden ... der Pressesprecher des
Nordatlantischen Bündnisses, Jamie Shea, bekannte post bellum: „Die
Medienkampagne zu gewinnen, ist genauso wichtig, wie die militärische Kampagne
für sich zu entscheiden.“
Entsprechend
professionell war dann auch die Pressearbeit der NATO, insbesondere von Jamie
Shea selbst, der erreichte, dass viele Medien NATO-Speak wie
„Kollateralschaden“ – für nicht absichtsvoll getötete Menschen – ohne jeden
Sinn für Sprach-, ja nicht einmal Fakten-Kritik übernommen haben. Als
Kollateralschäden sind im Völkerrecht nämlich nur Dinge definiert, nicht
Menschen, zum Beispiel, wenn eine Kaserne bombardiert wird und dabei
unbeabsichtigt die Fenster des gegenüberliegenden Kaufhauses kaputt gehen.
Es ging den
verantwortlichen Eliten nicht nur um die Vertiefung der West-Verankerung nach
dem Ende des Kalten Krieges, sondern auch um die durch die Wandlung der NATO
von Verteidigung auf Intervention sich abzeichnenden neuen Möglichkeiten in der
Weltpolitik. Und da wollte Deutschland auf jeden Fall mitmachen.
Insofern war
Kosovo eine hervorragende Möglichkeit, nicht nur bestehende Fesseln abzulegen,
sondern nebenbei auch endlich noch das lästige Hitler-Gespenst loszuwerden. Mit
der Beteiligung am Kosovo-Krieg habe Deutschland, so die Darstellung der
Interventionsbefürworter, „Verantwortung übernommen“ und sich postum in die
Riege der Anti-Hitler-Koalition eingereiht.
Das ist
wichtig für die Eliten im Lande, die endlich wieder Großmacht sein wollen.
Quelle und das ganze Interview: http://www.nachdenkseiten.de/?p=33128#more-33128