11.09.2017

Krieg heute

Gegen Venezuela wurden alle Taktiken des Krieges der vierten Generation angewandt. Besonders seit April lebte das Land unter einem Dauerangriff verschiedener Art und in allen Dimensionen: Wirtschaftskrieg, Kulturkrieg, Krieg der Nachrichtendienste und der Ideen und jetzt auch noch eine explizite des militärischen Krieges.
Betrachtung der Theorie des 4GW am Beispiel Venezuelas. Auszüge aus Manuel Freytas „Guerra de Cuarta Generación“:
Krieg der Vierten Generation (Fourth Generation Warfare – 4GW) ist ein von Analysten und Militärstrategen benutzter Begriff, um die letzte Phase des Krieges in der Ära der Informatik und der globalisierten Kommunikationsmedien zu beschreiben.
Die Theorie des 4GW tauchte 1989 zum ersten Mal auf, als William Lind und vier weitere Offiziere der US-Armee und Marine ein Dokument „The Changing Face of War: Into the 4th Generation“ veröffentlichten, das auch in der Oktoberausgabe der Military Review und der Marine Corps Gazette erschien.
    1. Generation: Auftreten von Feuerwaffen, Konfrontation der Armeen mit Taktiken in Reihen und Kolonnen (Napoleon)
    2. Generation: Industrielle Revolution mit der Möglichkeit, große Mengen an Mensch und Material zu transportieren und über schwere Artillerie zu verfügen. (1. Weltkrieg)
    3. Generation: Neutralisierung des Feindes durch Ausnutzung seiner Schwächen, ohne ihn physisch zerstören zu müssen (Blitzkrieg der deutschen Armee)
    4. Generation: Entwicklung von Technologie und Informatik, Globalisierung der Botschaften und Möglichkeiten zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung machen Psychologischen Medienkrieg zur beherrschenden strategischen Waffe des 4 GW. Die Operationen der militärischen Einheiten werden durch Operationen der Medien ersetzt und die psychologische Aktion des Terrors ersetzt die Waffen im Kriegsszenario.
In diesem Krieg ist das Schlachtfeld nicht mehr draußen, sondern innerhalb des Kopfes. Die Operationen laufen nicht mehr über militärische Kolonisierung zur Kontrolle eines Gebiets, sondern über mentale Kolonisierung zur Kontrolle der Gesellschaft.
Die Soldaten des 4GW sind keine Militärs mehr, sondern Experten der Kommunikation und Informatik für Aufstände und Aufstandsbekämpfung, die Militäroperationen durch psychologische Operationen ersetzen.
Die Kugeln der Soldaten werden durch Slogans in den Medien ersetzt, die nicht den Körper zerstören, sondern die Fähigkeit des Gehirns auflösen, eigene Entscheidungen zu treffen.
Das mediale Bombardement mit seinen Slogans zur Zerstörung zielt darauf, das reflektive Denken (Information, Verarbeitung der Information und Synthese) zu zerstören und es durch eine Aufeinanderfolge von Bildern ohne Auflösung in Raum und Zeit (kontrollierte Entfremdung) zu ersetzen.
Die Bombardements der Medien operieren nicht über deine Intelligenz, sondern über deine Psychologie. Sie manipulieren nicht dein Bewusstein, sondern deine Wünsche und unbewussten Ängste.
Jeden Tag, 24 Stunden lang, ist da eine unsichtbare Armee, die auf deinen Kopf zielt. Sie benutzt keine Panzer, keine Flugzeuge und U-Boote, sondern durch Bilder und Schlagzeilen zielgerichtete und manipulierte Informationen.
Die psychologischen Krieger möchten nicht, dass du über die Informationen nachdenkst, sondern dass du Informationen, die nicht miteinander in Verbindung stehen, konsumierst.
Die Schlagzeilen und Bilder sind Raketen der letzten Generation, die die großen Medienketten mit erschütternder Präzision auf dein in ein Operationsgebiet des Krieges der Vierten Generation verwandeltes Gehirn abfeuern.
Manuel Freytas ist investigativer Journalist, Analytiker der Machtstruktur und Spezialist für Geheimdienste und strategische Kommunikation.
Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=39989#more-39989


Hunger als Kriegswaffe - von Alex de Waal


Das englische Verb „to ­starve“ bedeutet nicht „verhungern“, sondern „aushungern“, ist also etwas, was Menschen einander antun. Wie Folter oder Mord. Massenhaftes, passives Verhungern, etwa als Folge von Dürre, ist höchst selten geworden; die heutigen Hungerkatastrophen gehen durchweg auf politische Entscheidungen zurück ...

Alex de Waal ist geschäftsführender Direktor der World Peace Foundation.

09.09.2017

Kriegsvorbereitungen nach der Bundestagswahl?

 ---
"Anleitung gegen den Krieg". Von Henrik Paulitz, Taschenbuch, 2. Aufl., 240 Seiten, Akademie Bergstraße, Euro 19,80, ISBN 978-3-981-85250-9
Friedenspolitische Debatten kreisen beständig um die Frage, welche Staaten gut und welche böse sind. Henrik Paulitz geht in der Konfliktanalyse einen neuen Weg. Er betrachtet zunächst, was in Kriegen geschieht, unter anderem auch im ökonomischen Bereich. Er unterstellt, dass das, was in Konflikten systematisch und im großen Stil passiert, beabsichtigt sein könnte. So entsteht wie von selbst aus den Fakten heraus ein neues Bild vom Krieg. Angebliche Kollateralschäden stellen sich als Kriegsziele heraus. Auf der Basis seiner nüchternen und faktenreichen Analyse leitet Henrik Paulitz 59 friedenspolitische Handlungsempfehlungen ab, für Entscheidungsträger ebenso wie für die Bevölkerung. Zusätzlich enthält das Buch "12 Friedenspolitische Übungen" und den Entwurf eines Vertrages zur Bewahrung des Friedens. Die zweite Auflage enthält ein Geleitwort von Clemens Ronnefeldt (Internationaler Versöhnungsbund) und ein "Verzeichnis der Handlungs-Empfehlungen". Der beigeordnete UNO-Generalsekretärs a.D. Dr. h.c. Hans-C. von Sponeck empfiehlt das Buch mit einem Kurzkommmentar.
Quelle: www.akademie-bergstrasse.de/best
"Wesentliche Passagen des Buches habe ich nachfolgend kommentierend ausgewählt und der leichteren Lesbarkeit wegen mit eigenen Überschriften versehen. - Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes": https://www.versoehnungsbund.de/2017-cr-03-16
 

01.09.2017

Rüsten, rüsten, rüsten

Zur Durchsetzung ihres Führungsanspruchs rüstet die Bundesrepublik nun gewaltig auf. Der Wehretat steigt seit Jahren und soll weiter anschwellen; Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat für die Beschaffung neuen Kriegsgeräts eine Summe von 130 Milliarden Euro genannt. Eine neue "Konzeption der Bundeswehr" steht vor der Fertigstellung, wird aber mit Rücksicht auf den Wahlkampf erst nach der Bundestagswahl veröffentlicht. Einzelne Elemente sind inzwischen bekannt. So wird nicht nur die Zahl der Leopard-Kampfpanzer um fast 50 Prozent auf 320 erhöht; die Bundeswehr soll künftig nicht, wie bisher geplant, 330 Transportpanzer des Typs Boxer zur Verfügung haben, sondern die drei-, vielleicht sogar die fünffache Zahl. Die Luftwaffe soll in die Lage versetzt werden, einen multinationalen Verband zu führen, der bis zu 350 Aufklärungs- und Kampfflüge pro Tag durchführen kann. Die Marine wiederum soll bis zu 15 Kriegsschiffe parallel in Einsätze senden können. Als exemplarisch kann die Beschaffung des Mehrzweckkampfschiffs MKS 180 gelten: Es ist nicht, wie die neue Fregatte F125, in starkem Maß für den Krieg gegen Piraten und Flüchtlinge optimiert, sondern wieder in der Lage, feindliche Kriegsschiffe und Kampfjets auf höchstem Niveau zu bekämpfen.