21.10.2017

Europäische Interventionsinitiative - Krieg ermöglichen: "Zivil-militärische Zusammenarbeit" mit Unternehmen

Zwecks Personalrekrutierung und Attraktivitätssteigerung weitet die Bundeswehr ihre Zusammenarbeit mit deutschen Großunternehmen aus. Erst vor kurzem schlossen das Bundesverteidigungsministerium und der Handelskonzern REWE eine "Kooperationsvereinbarung", die die "gegenseitige Vermittlung von Beschäftigten" vorsieht. REWE erklärte sich außerdem bereit, seine Mitarbeiter für militärische "Reservistendienste" freizustellen, während die deutschen Streitkräfte zusagten, die Betreffenden dort einzusetzen, wo sie "nützliche Erfahrungen für den regulären Job" sammeln können. Erst Ende September hatte die Bundeswehr eine nahezu gleichlautende Absprache mit der Dienstleistungsholding WISAG getroffen, die unter anderem mit der Bewachung von Industriegebäuden und der Durchführung von Kontrollen an Flughäfen befasst ist. Die Deutsche Bahn AG und die Deutsche Post/DHL haben sich ebenfalls auf einen intensiven Personalaustausch mit der Truppe verständigt, um dem "Fachkräftemangel" abzuhelfen. Sowohl Bahn als auch Post verfügen über langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der "zivil-militärischen Zusammenarbeit": Beide Unternehmen sind für die Logistik der Bundeswehr unverzichtbar.
Paris öffne sich mit dem Papier "in einem bislang nicht gekannten Maße für Kooperation in Europa", heißt es in einer Stellungnahme aus der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Das biete Chancen, beim Aufbau europäischer Streitkräfte rasch voranzuschreiten ... Große Hoffnung setzen Beobachter auf den geplanten deutsch-französischen Kampfjet. Mit ihm soll es Europas Rüstungsindustrie möglich werden, "nicht von US-Firmen abhängig zu werden" und "europäische Autonomie" zu erlangen ...
Quelle:https://www.german-foreign-policy.com

18.10.2017

Krieg gegen böse Menschen

Aus der im Mai 2017 veröffentlichte umfangreiche Studie des deutschen Luftwaffen-Kompetenzzentrum der Nato (Joint Air Power Competence Centre – JAPCC) mit dem Titel Mitigating Disinformation Campaigns Against Air Power zum Umgang mit Desinformationskampagnen gegenüber der Luftwaffe:
... die Hauptbotschaft, welche die Nato in ihrer Kommunikationsaktivität in den Vordergrund stellen müsse, sei folgende: „Die Nato bekämpft wirklich böse Menschen, die die Menschenrechte verletzen.“
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Mit der hier wiedergegebenen Argumentation wird jegliche Kritik an der Nato als illegitim diskreditiert, weil sie entweder aufgrund eines anti-Nato Bias, mangelnder Expertise oder wegen des Einflusses von Falschinformationen und Propaganda erfolge. Dem Umstand, dass sich beispielsweise für die Ablehnung der Nato und der Atomwaffenstationierung in Deutschland vernünftige Argumente finden lassen, wird dagegen kein Platz eingeräumt. So wird einer Kritik an der Nato von vornerein jede Berechtigung abgesprochen, bzw. Argumentationsmuster geboten, um diese zu diskreditieren.
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Anstatt sich mit dem Wahnsinn des Krieges, der sich nicht zuletzt in dessen zivilen Opfern widerspiegelt, auseinanderzusetzen, wird deren Quantifizierung zu bloßen Akten mehr oder weniger erfolgreicher Kommunikationskampagnen heruntergespielt.
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Gerade das Bemühen um Deutungshoheit spiegelt sich darin, dass Quellen, Informationen und Argumente, die der eigenen Position widersprechen pauschal diskreditiert und als verzerrt, schlecht informiert und durch gegnerische Propaganda oder Falschinformationen beeinflusst abgetan werden. Anstatt sich also argumentativ mit kritischen Positionen auseinanderzusetzen wird versucht diese abzuwehren, um das eigene Narrativ aufrechtzuerhalten. Es ist auch wenig verwunderlich, dass Beispiele westlicher Kriegspropagandalügen in der Studie keinen Platz finden ...

04.10.2017

Planspiele für den Angriffskrieg

Internes Handbuch bereitet die US-Armee auf Krieg mit Russland vor. Am 24. September veröffentlichte die US-amerikanische Fachzeitschrift für Außenpolitik The National Interest auf ihrer Webseite ein als »Nur für den Dienstgebrauch« gekennzeichnetes Dokument einer »Asymmetric Warfare Group« (Studiengruppe für Asymmetrische Kriegführung). Dahinter verbergen sich verschiedene US-Geheimdienste und Planungsabteilungen des Militärs. Es trägt den Titel »Handbuch der russischen Kriegführung der neuen Generation« und analysiert auf knapp 70 Seiten die Fortschritte, die die russischen Streitkräfte seit dem Beginn der Militärreform 2008 gemacht haben. Was die Schrift von eher akademischen Publikationen zu diesem Thema unterscheidet, ist ein ausgesprochen »praxisorientierter« Ansatz: Womit müssten US-Truppen rechnen, wenn sie einen Krieg gegen Russland zu führen hätten? ...
Aus dem »Handbuch der modernen Kriegführung«: »Unsere Einheiten sollten bei der Operationsplanung mit Angriffen auf ihre elektronischen Ausrüstungsgegenstände rechnen. Die Leistung und Zuverlässigkeit von elektronischen Navigationsgeräten wird sich verschlechtern, diese werden den Dienst einstellen oder falsche Daten an den Benutzer weiterleiten, weil der Gegner diese in das System einspeist. Die Manövrierfähigkeit könnte auf nichtelektronische Navigationshilfen (Kompass, Landkarte) oder andere Hilfsmittel reduziert werden, wie sie der einzelne besitzt oder sich verschaffen kann. Dazu können gehören: zivile Landkarten, Atlanten oder örtliche Führer.
Alle Führungsebenen sollten ebenso wie der einzelne Soldat trainieren, Navigationstechniken zu nutzen, die der Feind nicht kontrollieren kann. Die Orientierung an Sonne, Mond und Sternen hat sich über Jahrhunderte als zuverlässige Methode zur Richtungserkennung auf dem Land bewährt und bedarf keiner elektronischen Eingaben. (…) Es gibt aber einige Einschränkungen der Nutzung von Himmelskörpern zur Navigation: Sie setzt Erfahrung und Selbstvertrauen voraus, Irrtümer können die Situation verschlimmern. Auch können Wolken den Himmel bedecken und diese Methoden untauglich machen. Städtisches Gelände bietet andere Orientierungsmöglichkeiten. In einer modernen Gesellschaft gibt es überall Satellitenschüsseln. Die meisten von ihnen sind auf den Äquator ausgerichtet (…) Das kann als Bezugspunkt für die schnelle Orientierung gelten. (…) Eine andere Methode kann sein, Ortsansässige als Führer zu engagieren. Aber diese Methode kann vom Gegner beeinflusst werden und sollte nicht die einzige Datenquelle zur Orientierung vor Ort sein. (…) Fürchten Sie nicht das Chaos, üben Sie es.«
Quelle: https://www.jungewelt.de/artikel/319306.kein-spaziergang.html