25.12.2011

Der zu beendende endlose Prozess

"Man stelle sich vor, daß das jährliche wirtschaftliche Wachstum aller Volkswirtschaften dieses Planeten im Durchschnitt drei Prozent betragen würde, dann entspräche dies in zehn Jahren einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 34,4 Prozent, in 100 Jahren um 1821,9 Prozent. Und man stelle sich vor, daß sich dieses Wachstum nur zur Hälfte in Waren, zur anderen in Dienstleistungen manifestieren würde, so könnte das in zehn Jahren 17,2 Prozent, in 100 Jahren rund 911 Prozent mehr Personenkraftwagen, Lastwagen, Flugzeuge ergeben. Entsprechend mehr Rohstoffe müßten aus immer größeren Tiefen der Erde gefördert werden, auch durch Erschließung des Meeresgrunds; entsprechend mehr Straßen, Autobahnen, Häfen, Flughäfen müßten gebaut oder erweitert werden, und trotz neuer Energiespar- und anderer ökologischer Techniken könnten die Lärm-, Luft-, Wasser- sowie Klimabelastungen zunehmen – zu schweigen von den sonstigen Schäden, die heute in der Technikfolgenabschätzung noch gar keine Beachtung finden. Mit anderen Worten, dem heillosen Wachstumswahn, dessen tiefste Ursache in der Logik des Kapitals zu finden ist, stehen natürliche Grenzen des Wirtschaftswachstums entgegen. Die Bemühungen, künftig Wüsten in Kulturlandschaften zu verwandeln, den Meeresgrund oder fremde Planeten zu besiedeln, können daran wenig ändern; sie werden angesichts der in alle Poren der Weltgesellschaft eingedrungenen Kapitalverwertungsinteressen nur die Schuldenberge und damit das Elend der Massen vergrößern."
Textausschnitt aus dem Artikel "Arbeitszeitverkürzung ist alternativlos" von Hans See, erschienen in "Ossietzky", 25/2011; http://www.ossietzky.net/25-2011&textfile=1699

Karl Marx sagte es so: "Der Markt muss beständig ausgedehnt werden, so dass seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden" und "Reichtum ist der Inbegriff aller Gebrauchswerte; aber als immer nur ein bestimmtes Quantum Geld ist seine quantitative Schranke im Widerspruch zu seiner Qualität. Es liegt daher in seiner Natur, beständig über seine eigne Schranke hinauszutreiben: endloser Prozess."
Zitiert von Michael Jäger im Artikel "Das Geld ist der Gott unter den Waren“, bei "der freitag - online"; http://www.freitag.de/alltag/1151-das-geld-ist-der-gott-unter-den-waren



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