Aus einem Gespräch mit dem US-Publizisten Chris Hegdes über
die schleichende Erosion der amerikanischen Demokratie und die Zukunft der
Occupy-Bewegung in den USA: "Unsere große Stärke liegt in unserer
Machtlosigkeit"
Chris Hedges: „Die reaktionäre Stimmungslage ist eindeutig
dominant. Es ist so ähnlich wie in Europa, wo die politische Paralyse des
Zentrums die Extreme erstarken lässt. Deswegen konnten wir bei der letzten Wahl
in Frankreich erleben, wie Le Pen 18 Prozent der Stimmen erhielt. Ich denke,
dass es innerhalb der Vereinigten Staaten eine sehr ähnliche Bewegung gibt, die
im Umfeld sehr beängstigender, protofaschistischer Figuren und Organisationen
entsteht - wie etwa die Tea Party.
Wir haben noch immer kein erfolgreiches Gegengewicht dazu
aufbauen können. Der Hass auf die Zentralregierung nimmt immer stärker zu,
insbesondere wenn mächtige Figuren wie die Koch Brüder im Hintergrund wirken,
die die Spannung von der Wall Street und der kapitalistischen Klasse ablenken
und ihre Polemik gegen die Regierung richten, die ja im Endeffekt nur der
Erfüllungsgehilfe der Wall Street ist. Das Ziel dabei ist es, den Staat noch
anämischer zu gestalten, was wiederum gefährlich ist. Also ich denke, dass
diese Kräfte sehr stark sind und ungemein präsent im politischen Leben des
Landes. … Die extreme amerikanische Rechte möchte den Staat übernehmen, aber
nur, um in anschließend zu zerlegen. …
Die Reaktion des Sicherheits- und Überwachungsstaates auf
die Protestbewegung bestand in dem Versuch, deren physische Auslöschung
durchzusetzen. Nahezu alle Occupy-Camps wurden geschlossen, die Bewegung selber
wurde stark infiltriert. Das Ziel dieser Aktionen ist klar: Es geht darum, die
Bewegung vom Mainstream zu trennen, da sie sehr viele Sorgen des Mainstreams
artikuliert.
Ein Weg, um dies zu erreichen, besteht in der Stärkung
militanter Gruppen wie der Black Block Anarchisten. Hierdurch wird die
Mittelklasse verängstigt und die Familien, die anfänglich in den besetzten
Zuccotti Park in New York kamen, blieben dann zu Hause.“
Quelle und das ganze Interview: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37071/1.html
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