10.06.2012

Machtlosigkeit ist nicht Ohnmacht


Aus einem Gespräch mit dem US-Publizisten Chris Hegdes über die schleichende Erosion der amerikanischen Demokratie und die Zukunft der Occupy-Bewegung in den USA: "Unsere große Stärke liegt in unserer Machtlosigkeit"
Chris Hedges: „Die reaktionäre Stimmungslage ist eindeutig dominant. Es ist so ähnlich wie in Europa, wo die politische Paralyse des Zentrums die Extreme erstarken lässt. Deswegen konnten wir bei der letzten Wahl in Frankreich erleben, wie Le Pen 18 Prozent der Stimmen erhielt. Ich denke, dass es innerhalb der Vereinigten Staaten eine sehr ähnliche Bewegung gibt, die im Umfeld sehr beängstigender, protofaschistischer Figuren und Organisationen entsteht - wie etwa die Tea Party.
Wir haben noch immer kein erfolgreiches Gegengewicht dazu aufbauen können. Der Hass auf die Zentralregierung nimmt immer stärker zu, insbesondere wenn mächtige Figuren wie die Koch Brüder im Hintergrund wirken, die die Spannung von der Wall Street und der kapitalistischen Klasse ablenken und ihre Polemik gegen die Regierung richten, die ja im Endeffekt nur der Erfüllungsgehilfe der Wall Street ist. Das Ziel dabei ist es, den Staat noch anämischer zu gestalten, was wiederum gefährlich ist. Also ich denke, dass diese Kräfte sehr stark sind und ungemein präsent im politischen Leben des Landes. … Die extreme amerikanische Rechte möchte den Staat übernehmen, aber nur, um in anschließend zu zerlegen. …
Die Reaktion des Sicherheits- und Überwachungsstaates auf die Protestbewegung bestand in dem Versuch, deren physische Auslöschung durchzusetzen. Nahezu alle Occupy-Camps wurden geschlossen, die Bewegung selber wurde stark infiltriert. Das Ziel dieser Aktionen ist klar: Es geht darum, die Bewegung vom Mainstream zu trennen, da sie sehr viele Sorgen des Mainstreams artikuliert.
Ein Weg, um dies zu erreichen, besteht in der Stärkung militanter Gruppen wie der Black Block Anarchisten. Hierdurch wird die Mittelklasse verängstigt und die Familien, die anfänglich in den besetzten Zuccotti Park in New York kamen, blieben dann zu Hause.“
Quelle und das ganze Interview: http://www.heise.de/tp/artikel/37/37071/1.html

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