Der Historiker Daniele Ganser über den Kampf um Rohstoffe
und Absatzmärkte und Auswege aus der Gewaltspirale: » US-Geostrategen wie
George Friedman vom Think Tank Stratfor haben in diesem Jahr gefordert, dass
diese Taktik, welche schon den Iran stark beschädigte, auch heute wieder
angewandt werden soll: "Die USA können als Imperium nicht andauernd in
Eurasien intervenieren", so Friedman in einem Vortrag in Chicago im
Februar 2015. "Denn die USA sind nicht in der Lage, ganz Eurasien zu
besetzen. In dem Moment, indem wir einen Stiefel auf europäischen Boden setzen,
sind wir aufgrund der demografischen Unterschiede zahlenmäßig total
unterlegen." Daher gehe es darum, in Eurasien zerstrittene Mächte zu
unterstützen und zum Beispiel einen Keil zwischen Deutschland und Russland zu
treiben um beide zu schwächen. "Auch die Briten haben damals nicht Indien
besetzt, sondern einzelne indische Staaten gegeneinander aufgehetzt",
erklärte Friedman.
Die USA sprechen heute ziemlich offen über diese fast
diabolischen Techniken der Macht, nur hört man davon selten was bei uns im
Fernsehen. Friedman sagte: "Ich empfehle eine Technik, die von Präsident
Ronald Reagan eingesetzt wurde gegen Iran und Irak: Er unterstützte beide
Kriegsparteien! Dann haben sie gegeneinander und nicht gegen uns gekämpft. Das
war zynisch und amoralisch. Aber es funktionierte." … Durch die Ukraine
laufen Gaspipelines, die Europa versorgen. Russland gehört neben Saudi-Arabien
und den USA zu den größten Produzenten von Erdöl und Erdgas. Man muss auch beim
Krieg in der Ukraine nicht lange suchen, bis man den Bezug zu den Rohstoffen
und Wirtschaftskriegen gefunden hat. Außenpolitik war und ist Kampf um
Rohstoffe und Absatzmärkte. Aber in den Medien werden diese Hintergründe nicht
ausgeleuchtet. «
Daniele Ganser (Dr. phil.) ist Schweizer Historiker,
spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte
sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe
und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur
Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im
Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research
(SIPER) in Basel.
Quelle und das ganze Interview: www.heise.de/tp/artikel/45/45127/1.html
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen