18.2.16 - Vor dem heute beginnenden EU-Gipfel treiben
Deutschland und mehrere weitere EU-Staaten verschiedene Pläne zur Hochrüstung
der Grenzen in Europa voran. Berlin setzt vorrangig auf die Abriegelung der
griechisch-türkischen Seegrenze und will dazu unter anderem deutsche Polizisten
an die türkische Küste entsenden. Ziel ist es, bei der Flüchtlingsabwehr den
Schengen-Raum unangetastet zu lassen; darauf besteht die deutsche Wirtschaft,
die bei einer dauerhaften Wiedereinführung von Grenzkontrollen ökonomische
Einbußen und womöglich sogar Rückgänge bei ihren lukrativen Exporten fürchtet.
Österreich und die ost- und südosteuropäischen EU-Staaten hingegen haben
begonnen, ihre eigenen Grenzen stärker zu befestigen, und schließen die
Abriegelung der griechischen Nordgrenze nicht aus. Auf der sogenannten
Balkanroute ist in diesen Tagen eine erste Rückschiebung meist afghanischer
Kriegsflüchtlinge im großen Stil vollzogen worden. Zugleich schlägt sich die
Hinwendung zu neuer Grenzhochrüstung in Europa in einer aufsehenerregenden
Entscheidung des Airbus-Konzerns nieder: Das deutsch-französische Unternehmen
revidiert seine Pläne zum Verkauf seiner Rüstungselektronik-Sparte und behält
das Geschäft mit der Grenzabschottung. Man rechne sich, heißt es, attraktive
neue Profitchancen aus … Die neue Ära der Grenzhochrüstung hat, wie gestern
bekannt wurde, den Airbus-Konzern zu einer aufsehenerregenden Kurskorrektur veranlasst.
Das deutsch-französische Unternehmen wird nicht, wie zunächst geplant, seine
komplette Rüstungselektronik-Sparte veräußern, sondern nur die Produktion von
Radarsystemen für Kriegsflieger und von Zielerfassungsgeräten für Panzer und
U-Boote abstoßen. Im Konzern verbleiben soll dagegen das
Grenzhochrüstungs-Geschäft. Airbus hat in den vergangenen Jahren die rund 9.000
Kilometer lange Außengrenze Saudi-Arabiens abgeriegelt und die Grenzen
Rumäniens und Algeriens abgeschottet. Die Firmenpalette umfasst, wie es in
einem Bericht heißt, unter anderem "die Lieferung von biometrischen
Einreisekontrollen, die Installation von Radarsystemen und elektronischen
Kameras oder auch den Aufbau von Kontrollzentren, die sämtliche Daten von den
Außenstationen speichern und auswerten". Airbus hält damit bereit, was die
EU und ihre Mitgliedstaaten zu benötigen meinen, um sich gegen die Massenflucht
aus den Ländern Afrikas und Asiens abzuschotten, die der Westen ökonomisch und
militärisch in den Ruin getrieben hat. Der Konzern kann mit ansehnlichen
Profiten rechnen.
Ulrich Friese: Airbus will künftig die Grenzen Europas
sichern. www.faz.net 17.02.2016.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen