„Momentan sieht es danach aus, als würde sich die Geschichte
wiederholen – eben so, wie sich Geschichte üblicherweise wiederholt, nämlich
aus Sicht der jeweiligen Zeitgenossen als etwas scheinbar völlig Neues und
Anderes. Fest steht jedenfalls: Die beiden großen Krisen, die von heute und die
der 1930er Jahre, bestätigten die Kapitalismuskritiker. Gegenwärtig wie in den
30ern gingen die Weltwirtschaftskrisen vom Kernland des westlichen
Kapitalismus, den USA, aus. Damals allerdings wurde der Kapitalismus gerettet –
vermutlich nicht trotz, sondern wegen des Weltkriegs und seiner
„Nachfrageeffekte“. Die Zeche zahlten nur zum geringsten Teil die
Verantwortlichen.Die Masse der Kosten blieb an der großen Mehrheit hängen.“ So
beginnt der ausführliche Artikel von Karl Georg Zinn, veröffentlicht in den „Blättern
für deutsche und internationale Politik“ vom Februar 2012 über „Die Krise in
der Krise - Austeritätspolitik und die Wiederholung der Geschichte“.
Der Artikel endet mit folgenden Sätzen: „Wie politische
Dummheit demokratischer Regierungen ganz undemokratische Verhältnisse
herbeiführen kann, wurde am Beispiel des Untergangs der ersten deutschen
Demokratie deutlich. Doch auch die jüngere Geschichte bietet vielerlei
Anschauungsmaterial für diese Spielart „negativer Dialektik“ – so etwa die
Invasion der Chicago-Ökonomen ins nachsowjetische Russland, die den Oligarchen
in den Sattel und das russische Volk enteignen halfen, oder die trotz
verheerender Kollateralschäden versagten Erfolge der Demokratie-Missionen im
Irak und in Afghanistan. Manches, was noch herauskommen wird, und anderes, was
wir noch erleben werden, begründen massive Zweifel, ob die Regierungen der
besten aller Staatsformen, der Demokratie, auch bestens regieren. Der
zunehmende „postdemokratische“ Filz von Politik und Lobbyismus wie auch die
herrschenden Rekrutierungsmechanismen für politisches Führungspersonal durch
die Parteien machen für die Zukunft jedenfalls nicht die allergrößten
Hoffnungen.“
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