Unter dem Titel „Der Krieg der Banken gegen das Volk“ veröffentlichte
die FAZ (bekannt als Sprachrohr der deutschen Wirtschaftsinteressen) am 3.12.11
einen Artikel von Michael Hudson, Professor der Wirtschaftswissenschaften an
der Universität von Missouri.
Im Jahr 2006 sagte Hudson den Kollaps des Immobilienmarktes
genau voraus. Im Artikel schreibt er: „… die Troika aus EZB, Europäischer Union
und IWF verkündet, dass die Bevölkerung aufkommen müsse für das, was die
Reichen sich nehmen, stehlen, am Finanzamt vorbeischleusen …
Seit dem 19. Jahrhundert haben demokratische Reformer
versucht, Volkswirtschaften von Verschwendung, Korruption und Einkommen aus
Vermögen zu befreien. Doch die ‚Troika‘ schreibt eine regressive Besteuerung
vor, die nur durchzusetzen ist, wenn die Regierung in die Hände nicht gewählter
‚Technokraten‘ gelegt wird.
Die Bezeichnung ‚Technokraten‘ für die Administratoren einer
derart undemokratischen Politik ist ein zynischer Euphemismus für Finanzlobbyisten
oder Finanzbürokraten, die im Namen ihrer Auftraggeber als nützliche Idioten
fungieren. Ihre Ideologie sieht den gleichen Sparkurs vor, der verschuldeten
Staaten in der Dritten Welt zwischen den 1960ern und 1980ern vom
Internationalen Währungsfonds aufgezwungen wurde. Diese Bürokraten sprachen von
Stabilisierung der Zahlungsbilanz, öffneten zugleich den Markt und verkauften
Exportbetriebe und Infrastruktur an ausländische Gläubiger. Die Folge war, dass
die betroffenen Länder sich bei ausländischen Banken und ihren einheimischen
Oligarchen noch weiter verschuldeten.
Dieser Weg wird nunmehr den Sozialdemokratien im Euroraum
vorgeschrieben. Die Löhne sollen gekürzt, der Lebensstandard soll verringert
werden und die politische Macht auf Technokraten übergehen, die im Auftrag
großer Banken und Finanzinstitutionen agieren. Der öffentliche Sektor soll
privatisiert, der Arbeitsmarkt dereguliert, Leistungen der Sozial-, Renten- und
Krankenversicherung sollen eingeschränkt werden. …
In den Händen der Neoliberalen … bietet der freie Markt
einer steuerbegünstigten Rentiersklasse die Freiheit, Zinsen, Vermögen und
Monopolpreise zu erzielen.
Der Rentier betrachtet sein Verhalten als ‚Schaffung von
Wohlstand‘. Wirtschaftsschulen lehren, wie Privatisierer Bankkredite und
Anleihen aufnehmen und als Sicherheitsleistung die Einnahmen aus dem Verkauf
von Infrastrukturangeboten bieten. Die Idee ist, diese Einkünfte als Zinsen an
Banken und Investoren abzutreten und dann Gewinne zu erzielen, indem man die
Gebühren für Straßen und Häfen, Wasser und Kanalisation und andere
Dienstleistungen erhöht. Den Regierungen wird erklärt, dass es dem Land
wirtschaftlich besser geht, wenn Leistungen der öffentlichen Hand eingeschränkt
und Staatsunternehmen verkauft werden.“
Hudson schildert die Alternative in einem Satz: „… eine
Wirtschaft ohne Einkommen aus Vermögen, frei von Sonderinteressen und
Privilegien zur Erzielung von ‚Renten‘.“
Quelle: „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ – online: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/die-herrschaft-der-finanzoligarchie-der-krieg-der-banken-gegen-das-volk-11549829.html
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