„Bedrohung oder positive Fiktion?“: Fortschritt kann
Rückschritt sein, Rückschritt kann Fortschritt sein. Konservativ sein, kann
fortschrittlich sein und umgekehrt. Heute mischen sich die Definitionen, je
nach Zweck und Zielvorstellung. Überleben auf gutem und naturgemäßem Niveau
steht dabei im Vordergrund. 3sat und Gert Scobel brachten uns das Thema nahe. Mit
unterschiedlichem Erfolg, aber doch mit erstaunlichem Faktenreichtum und guten
Argumenten.
Ein gewichtiger Beitrag stammt wohl von den Trobriand-Inseln
vor der Ostküste Papua Neuguineas. Ein zirka einminütiger Redebeitrag des eingeborenen
Vaters von Linus Digim’Rina, einem ausgebildeten Anthropologen, bringt auf den
Punkt, was geschah, als westliche Zivilisation ihre traditionelle Inselkultur
erreichte:
„Manche beschreiben unsere Vergangenheit als Dunkelheit und
Fortschritt und Zukunft als ein helles Licht. Ich sehe das anders. Früher
herrschten Ordnung und Respekt zwischen den Menschen. Alle waren satt und
zufrieden. Dann kam das Geld und jetzt vergreifen sich die Leute am Eigentum
des Nachbarn. Ja, es gibt sogar Mord und Totschlag. Das hätte früher niemand
gewagt, das Recht war heilig, und die Angst vor Strafe groß. Worin liegt der
Nutzen des Fortschritts, wenn er uns die Achtung vor den Mitmenschen
nimmt?"
Karl Kraus schrieb 1908: „Die Überwindung der Menschenwürde
ist die Voraussetzung des Fortschritts“. Das Hauptmittel dafür ist Geld.
Quelle: www.3sat.de/page/?source=/scobel/161891/index.html,
www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=30490
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