25.05.2012

Neoliberale Stadtpolitik: "Spalte und herrsche!"


Interview mit dem marxistischen US-Ökonomen David Harvey über die Geschichte des Kapitalismus als eine Abfolge von Immobilienblasen, das merkwürdige Weiterleben des Neoliberalismus und die Stadt als Ausgangspunkt für eine neue Bewegung: „Überall auf der Welt seien es die städtischen Unterschichten, die am meisten unter Sozialabbau, steigenden Mieten und Verdrängung litten. Gleichzeitig sieht er in neuen urbanen Bewegungen, zum Beispiel in Lateinamerika, den stärksten Gegner des Neoliberalismus. Aber der Zusammenhang zwischen Stadt und Krise geht darüber hinaus: Eine fortschreitende Urbanisierung war seiner Meinung nach eine der Voraussetzungen dafür, dass der Kapitalismus bisher seine Krisen überwinden konnte - ein Prozess, der nun ins Stocken gerät ...“ Die Legitimität dieses Systems beruhte auf der Erwartung, dass es Wirtschaftswachstum geben und der Wohlstand dann von oben nach unten durchsickern würde (trickle down). Die Menschen erkennen, dass das nicht oder nicht mehr der Fall ist. Die Legitimität des Neoliberalismus besteht nur noch darin, alle vorstellbaren gesellschaftlichen Alternativen zu diskreditieren. Wie Margret Thatcher immer wieder gesagt hat: "Es gibt keine Alternative." … Ich sehe unsere Aufgabe darin, auf den Ruinen der kapitalistischen Urbanisierung eine sozialere Stadt aufzubauen, eine Stadt, die wieder als eine politische Einheit fungiert. Zu dieser Strategie gehört, Bündnisse zu schmieden zwischen den verschiedenen urbanen Bevölkerungsgruppen, die auf die eine oder andere Weise unter den Verhältnissen leiden. … Wir alle zusammen produzieren die Stadt, also sollten wir auch entscheiden dürfen, wie die Stadt aussehen soll.

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