02.06.2012

Kann Geist Eigentum sein?


Die aktuelle, nicht unhysterische Debatte über das Urheberrecht wirft Gräben auf, prominente Schriftsteller und Musiker stellen sich argumentativ auf die Seite ihrer Brötchengeber, Gegenargumenten wird vehement widersprochen, eine kreative Diskussion findet bislang kaum statt. Dabei ist die Zeit reif für ein Umdenken. 
Der Konzertveranstalter Berthold Seliger widerspricht in der gegenwärtigen Debatte um das Urheberrecht den Argumenten der Plattenindustrie, bezieht Position für die Künstler, macht realistische Vorschläge für eine Änderung des Urheberrechts und fordert eine Reform der GEMA: "Die Künstler wären besser beraten, für ihre eigenen Interessen zu kämpfen".
Aus dem Interview, geführt von Reinhard Jellen auf „TELEPOLIS heise-online“:
„Wir haben allerorten für Großverdiener und Verwertungsindustrie bequeme Strukturen, die aber mit den digitalen Realitäten des 21. Jahrhunderts nichts mehr zu tun haben und letztlich den Geringverdienern und den Konsumenten schaden. … Laut Erhebungen der Künstlersozialkasse beläuft sich der Durchschnittsverdienst der Musiker auf 11.500 Euro brutto pro Jahr und der Verdienst der unter 30jährigen nur auf 9.500 Euro, also weniger als 800 Euro pro Monat, das ist also unter Hartz IV-Niveau. Das ist die Realität für über neunzig Prozent der Musiker. Wenn man ein Verteilungssystem realitätsgerecht ändern möchte, muss man sich doch fragen, was den meisten Leuten hilft und nicht, was den oberen zehn Prozent nützt. … Es gibt weltweit eine allgemeine Krise kapitalistischer Verwertungsmöglichkeiten. Und es geht um Besitzrechte, das ist eben das Zentrum des Kapitalismus. Intellectual property is the oil of the 21st century, sagt Mark Getty von Getty Images. Das Internet hat eine neue Ausgangslage geschaffen und diejenigen, die über Besitzrechte verfügen, sehen Gefahr am Horizont dräuen.“

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