Eine marxistische Analyse der gegenwärtigen politischen Tendenzen in
Europa von Leo Mayer (isw München). Zitate aus dem Artikel:
Sarrazins Buch „Europa braucht den Euro nicht“ beförderte in der
öffentlichen Debatte die Eurokritik aus nationalchauvinistischer Sicht und
lieferte Argumentation in einer Mischszene aus antisemitischen, marktradikalen,
verschwörungsideologischen, rassistischen und nationalistischen Kleinstparteien
und Splittergruppen, die auf die Ängste und Verunsicherungen der Menschen zielen.
Dass es in Deutschland bisher keine starke rechtspopulistische Partei
gibt, hängt wohl auch damit zusammen, dass die herrschende Politik … mit ihrer Austeritätspolitik
und harten Haltung gegen die verschuldeten Länder diese Sorgen der kleinen Sparer
noch bedient … Anders ist es in den meisten anderen europäischen Ländern, wo es
einen erschreckenden Aufschwung „rechtspopulistischer“ und faschistischer
Parteien gibt … Methoden und Kommunikationsmustern, die eingesetzt mit dem
vorrangigen Ziel werden, komplexe gesellschaftliche Prozesse und Zusammenhänge
auf ein „Schwarz-Weiß-Schema bzw. -Gegensätze“ zu reduzieren, um diese Zusammenhänge
zu verschleiern und die Menschen zu manipulieren. ... Rechtspopulisten suchen
Anknüpfungspunkte an Werten, die üblicherweise von der Linken vertreten werden …
Damit gelingt den Rechtspopulisten etwas, was den Faschisten in der Regel nicht
gelungen ist … eine Tendenz, dass
die großen Massen sich von den traditionellen Ideologien entfernt haben, nicht
mehr an das glauben, woran sie zuvor glaubten … Es entsteht ein Vakuum („So kann es nicht
weitergehen. Aber wie es weitergeht, das weiß keiner.“)
Jetzt entbrennt der Kampf, wer dieses Vakuum füllt. Wenn es nicht von
Links gefüllt wird, dann ist der Platz frei für Rechts … Wenn diese Krisen eintreten, wird die unmittelbare Situation heikel
und gefährlich, weil das Feld frei ist für die Gewaltlösungen, für die
Aktivität obskurer Mächte, repräsentiert durch die Männer der Vorsehung oder
mit Charisma.
Vor diesem Hintergrund erleben wir in ganz Europa eine Zunahme „rechtspopulistischer“
Parteien, die in dieses Vakuum stoßen … Schuldenberge sind in den vergangenen
Jahrzehnten entstanden, weil sie notwendig waren, um den Kapitalismus überhaupt
noch funktionsfähig zu erhalten. Ohne Schuldenmacherei würde das System an sich
selbst zerbrechen. Private und/oder staatliche Verschuldung stellt in
zunehmendem Maße eine Systemvoraussetzung dar, ohne die der Kapitalismus nicht
mehr reproduktionsfähig ist … Heute kann niemand sagen, wo Euro und EU in
einigen Monaten sein werden. Dabei ist die Gefahr nicht so sehr, dass Euro und
EU auseinanderbrechen, sondern dass Nationalismus, Egoismus und Ausländerhass
aus diesen Ruinen aufsteigen werden.
Die ganze Analyse mit Fakten und Konsequenzen ist nachzulesen auf http://www.isw-muenchen.de/download/krise-rechtspopulismus-ref-lm-201207.pdf
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen