Offener Brief an die Vorstände der Gewerkschaften, Parteien,
Sozial- und Umweltverbände und Kirchenleitungen in Deutschland: 30-Stunden-Woche
fordern! Ohne Arbeitszeitverkürzung nie wieder Vollbeschäftigung!
„Allein fast eine Million Geringverdiener schuften
mittlerweile wöchentlich 50 Stunden und mehr, um überhaupt ein Einkommen zu
erzielen, von dem man aber immer noch nicht leben kann. Immer mehr
ArbeitnehmerInnen beziehen – trotz Arbeit – Hartz IV als sogenannte 'Aufstocker'. Die, die heute schon nichts haben, werden zusätzlich in die Altersarmut
geschickt. Ähnlich und noch schlimmer sind die Bedingungen in den meisten
anderen Staaten der Europäischen Union. Die Massenarbeitslosigkeit ist die
Ursache des ruinösen Wettbewerbs unter den Beschäftigten und fördert die
Entstehung des Niedriglohnsektors und solcher diskriminierenden Arbeitsformen
wie Leiharbeit und Werkverträge ohne gewerkschaftliche Interessenvertretung.
Daher ist dringend eine Verknappung von Arbeit auf die 30-Stunden-Woche notwendig.
Die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland beträgt gegenwärtig ohnehin
schon ca. 30-Stunden je Woche, aber die Arbeit ist ungleich verteilt … Nur eine
kollektive Arbeitszeitverkürzung auf eine rechnerische gesamtwirtschaftliche
30-Stunden-Woche ist nach unserer Überzeugung einer der entscheidenden
Schlüssel für die Perspektive einer Vollbeschäftigung …“
Arbeit für alle ist eine sinnvolle Forderung, wenn
gewährleistet wird, dass jeder Mensch von ihr leben kann. In unserer
kapitalistisch geprägten Welt ist die Hoffnung darauf eine Selbsttäuschung,
denn die nur dem Wohl des Unternehmens verpflichtete Konstitution
wirtschaftlicher Politik beruht auf dem Leistungsprinzip, das sich an der
Bilanz und nicht am Wohl des Einzelnen orientiert.
Vollbeschäftigung, ob auf Basis einer 40- oder
30-Stundenwoche, ist nur die eine Seite der Medaille. Nur mit der zusätzlichen gesetzlichen
Verankerung einer arbeitsunabhängigen Grundsicherung für alle kann Armut verhindert,
menschlichen Verwerfungen entgegengewirkt und für ein ausreichendes und
menschengerechtes Einkommen gesorgt werden. Die Forderung einer 30-Stunden-Woche
ist von Befürwortern wie Gegnern eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“
unterschrieben. Es ist an der Zeit, dass sie sich über die Vereinbarkeit beider
Forderungen verständigen.
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