12.02.2013

100 Gewerkschafter, Wissenschaftler und Politiker fordern die 30-Stunden-Woche



Offener Brief an die Vorstände der Gewerkschaften, Parteien, Sozial- und Umweltverbände und Kirchenleitungen in Deutschland: 30-Stunden-Woche fordern! Ohne Arbeitszeitverkürzung nie wieder Vollbeschäftigung!
„Allein fast eine Million Geringverdiener schuften mittlerweile wöchentlich 50 Stunden und mehr, um überhaupt ein Einkommen zu erzielen, von dem man aber immer noch nicht leben kann. Immer mehr ArbeitnehmerInnen beziehen – trotz Arbeit – Hartz IV als sogenannte 'Aufstocker'. Die, die heute schon nichts haben, werden zusätzlich in die Altersarmut geschickt. Ähnlich und noch schlimmer sind die Bedingungen in den meisten anderen Staaten der Europäischen Union. Die Massenarbeitslosigkeit ist die Ursache des ruinösen Wettbewerbs unter den Beschäftigten und fördert die Entstehung des Niedriglohnsektors und solcher diskriminierenden Arbeitsformen wie Leiharbeit und Werkverträge ohne gewerkschaftliche Interessenvertretung. Daher ist dringend eine Verknappung von Arbeit auf die 30-Stunden-Woche notwendig. Die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland beträgt gegenwärtig ohnehin schon ca. 30-Stunden je Woche, aber die Arbeit ist ungleich verteilt … Nur eine kollektive Arbeitszeitverkürzung auf eine rechnerische gesamtwirtschaftliche 30-Stunden-Woche ist nach unserer Überzeugung einer der entscheidenden Schlüssel für die Perspektive einer Vollbeschäftigung …“

Arbeit für alle ist eine sinnvolle Forderung, wenn gewährleistet wird, dass jeder Mensch von ihr leben kann. In unserer kapitalistisch geprägten Welt ist die Hoffnung darauf eine Selbsttäuschung, denn die nur dem Wohl des Unternehmens verpflichtete Konstitution wirtschaftlicher Politik beruht auf dem Leistungsprinzip, das sich an der Bilanz und nicht am Wohl des Einzelnen orientiert.
Vollbeschäftigung, ob auf Basis einer 40- oder 30-Stundenwoche, ist nur die eine Seite der Medaille. Nur mit der zusätzlichen gesetzlichen Verankerung einer arbeitsunabhängigen Grundsicherung für alle kann Armut verhindert, menschlichen Verwerfungen entgegengewirkt und für ein ausreichendes und menschengerechtes Einkommen gesorgt werden. Die Forderung einer 30-Stunden-Woche ist von Befürwortern wie Gegnern eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“ unterschrieben. Es ist an der Zeit, dass sie sich über die Vereinbarkeit beider Forderungen verständigen.

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