07.02.2013

Ein Manifest der Hoffnungslosigkeit



Ein entmutigendes Gespräch mit Jørgen Randers, ­Mitautor des Buchs »Die Grenzen des Wachstums«. Caroline Claudius sprach mit ihm über seine Zukunftsstudie »2052«.
Kurze Auszüge:
»Ich habe lange Zeit nicht begriffen, wie tief mich der Niedergang der Natur, die ich wirklich liebe, eigentlich traf. Bis mir eine holländische Psychologin einmal sagte: „Du musst das akzeptieren. Die Dinge, die du liebst, sind dabei, unwiderruflich zerstört zu werden. Nimm es an.“ Seitdem sehe ich anders: Statt einer riesigen abgeholzten Fläche konzentriere ich mich auf das Vergnügen, die kleine Insel noch vorhandenen Waldes mittendrin zu genießen … Technisch ist es absolut möglich, die Treibhausgas-Emissionen in den nächsten fünf Jahren um 50 Prozent zu reduzieren und auf so gut wie null Emissionen innerhalb einer nur etwas längeren Zeitspanne zu kommen. Die Menschheit wird sich nicht dafür entscheiden, denn die Implementierung der notwendigen Schritte kostet ein wenig mehr, als nichts zu tun. Also wird nichts getan werden, denn die Wähler kapitalistisch-demokratischer Systeme wählen immer die billigste verfügbare Lösung … Wir bräuchten starke, zentralistische Regierungen oder sogar supranationale Initiativen mit legislativen Vollmachten, um die nötigen Schritte schnell genug einzuleiten … Ich mache mir überhaupt keine Hoffnungen … Man wird mir nicht zuhören … werde ich mich in mein soeben gekauftes Winterhaus zurückziehen. Es befindet sich außerhalb von Oslo auf einer ausreichenden Höhenlage, so dass dort trotz der in Oslo über die letzten 25 Jahre um vier Grad angestiegenen Durchschnittstemperaturen immer noch Schnee liegt«.
Das Buch „2052“ erschien im oekom-Verlag, München. Das Gespräch: 
www.oya-online.de/article/read/879-kollektives_handeln_ist_der_einzige_weg.html

Die Realität scheint ihn zu bestätigen
Film: „Climate Crimes“ - Umweltverbrechen im Namen des Klimaschutzes
In seiner aufrüttelnden Dokumentation „Climate Crimes“ entlarvt der Journalist Ulrich Eichelmann schwerste Umweltsünden im Namen des Klimaschutzes. Sein Filmprojekt ist eine Reise zu den Tatorten der grünen Energien mit erschreckendem Ergebnis. Wasserkraftwerke, Biodiesel- und Biogasproduktion drohen selbst die letzten Juwelen des Planten zu vernichten …
Abseits großer Konferenzen und schöner Worte dominieren im Klimaschutz zerstörerische Großprojekte. Staudämme bedrohen Amazonien ebenso wie  Mesopotamien, die Wiege unserer Zivilisation. Palmöl zur Beimischung zum Diesel soll die Klimabilanz des Verkehrs verbessern, zerstört aber die Urwälder Indonesiens und ist jährlich für den Tod hunderter oder gar tausender Orang-Utans verantwortlich. „Aber es sind nicht nur ferne Länder, die ihre letzten Oasen zerstören, sondern wir machen es genauso“, erzählt Ulrich Eichelmann. In Deutschland zerstört der Biogasboom selbst Naturschutzgebiete, etwa das Biosphärenreservat Chorin-Schorfheide nördlich von Berlin. Biogasanlagen verbrauchen enorme Mengen Mais zur Energiegewinnung. Maisflächen sind zwar grün, aber sie sind ökologische Wüsten und für den Rückgang vieler Arten verantwortlich. In Deutschland wuchs zuletzt die Anbaufläche von Energiemais jährlich um 200.000 Hektar. Auch deshalb konnte Deutschland 2011 erstmals seit langer Zeit den Getreidebedarf nicht decken. Zu viele Landwirte hatten auf Biogas umgestellt.
„Was derzeit im Namen nicht nur des Klimaschutzes, sondern auch des grünen Wachstums vonstatten geht, würde ich als eine Art Amoklauf gegen die Natur und damit auch gegen den letzten Rest an ökologischer Vernunft bezeichnen“ (Niko Paech, Wirtschaftswissenschaftler).

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