» Der
Kapitalismus produziert in seiner Systemkrise eine buchstäblich "überflüssige"
Menschheit, die selbst in den Zusammenbruchsgebieten, in den Regionen
ökonomisch verbrannter Erde weiterhin dem Terror des Weltmarktes ausgesetzt bleibt,
ohne irgendetwas auf diesem feilbieten zu können. Und selbstverständlich hat
diese krisenbedingte Produktion "überflüssiger" Bevölkerungsgruppen
auch in den Zentren des Weltsystems eingesetzt. Längst bilden sich auch in der
EU ganze Stadtteile oder Regionen aus, in denen die "Überflüssigen"
vermittels Gentrifizierung abgeschoben werden. Mittels der Riots, die
Großbritannien 2011 erschütterten, der regelmäßig in den französischen Vororten
ausbrechenden Aufstände oder der Unruhen in Stockholm im vergangenen Mai artikuliert
eine beständig anwachsende, aus dem gesellschaftlichen Leben größtenteils
ausgeschlossene Bevölkerungsgruppe auch in Europa ihre wachsende Wut und
Verzweiflung über ein prekäres Leben, das sie in den wuchernden Gettos führen
muss, die als menschliche Abfallhalden der kriselnden Kapitalmaschinerie
fungieren … Racketbildung und anomische Herrschaft stellen mitnichten einen
Rückfall in "frühere" oder traditionelle Gesellschaftszustände dar.
Der alltägliche Massenmord in diesen Zusammenbruchsgebieten stellt die Fortführung
der allseitigen kapitalistischen Konkurrenz nach dem Zusammenbruch der
kapitalistischen Gesellschaftsformation – also der Verwertung von Arbeitskraft
im nennenswerten Ausmaß – dar … Da es sich bei diesen Erosionsprozessen in der
Peripherie um einen langfristigen Vorgang handelt, hat sich in der
geschichtsvergessenen westlichen Öffentlichkeit längst ein Gewöhnungseffekt
eingestellt … Gen Süden blickend können wir einen Einblick in eine ungeheure
Krisendynamik erhalten, die letztendlich – sollte sie nicht emanzipatorisch
überwunden werden – auch in den Zentren des Kapitalismus eine Dystopie
realisieren wird, die irgendwo zwischen Mad Max und 1984 angesiedelt sein
dürfte. «
Quelle und ganzer Artikel: www.heise.de/tp/artikel/42/42001/1.html
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