» Deutschland rüstet nicht nur im Äußeren auf - auch im
Innern vollzieht sich eine Entwicklung gen Militarisierung des Zivilen, des
Denkens, Handelns und der Bildung etwa - eine ideologische Mobilmachung also,
die auf die Erhöhung der Kriegsbereitschaft der Deutschen zielt. Auf dem
Kongress mit dem Titel "Krieg um die Köpfe: Der Diskurs der Verantwortungsübernahme",
der vom 5. bis 8. März in Berlin stattfindet, wollen Psychologinnen und
Psychologen die Einstimmung der Bevölkerung auf die scheinbare Notwendigkeit
und Unausweichlichkeit der Beteiligung an Kriegen analysieren und kritisieren.
Aus einem Interview mit dem Psychologe Klaus-Jürgen Bruder, Freie
Universität Berlin, über die Mechanismen und die Kritik an der ideologischen
Mobilmachung:
Die große Überschrift müsste lauten: "Den Widerspruch
organisieren!" - und zwar überall, vor allem aber dort, wo die eigene
Stimme noch gehört wird. Und hier eben aufzeigen, dass es die Arbeit ist, die
man tagtäglich macht, die als solche selbst den Widerspruch gegen
Militarisierung und Nationalismus in letzter Konsequenz unabdingbar macht. Eben
deshalb machen wir ja auch diese Tagung im Rahmen von Psychologie und als
psychologische. Wir erklären damit, dass es unverzichtbar für die Ausübung des
Berufs des Psychologen ist, Stellung zu nehmen zu diesen die Gesellschaft im
Ganzen bedrohenden Entwicklungen.
Notwendig ist also vor allem "Kritik" - und zwar
die Kritik "aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein entmenschtes Wesen
zu sein gezwungen ist", Kritik aller Zumutungen, Forderungen, aller
Behauptungen, aller Lügen und Schmeicheleien, und das ausgehend von dem, was
man tut, zu tun gezwungen ist als Psychologe: Kritik der Praxis, sofern sie den
Bedürfnissen der Menschen nach Frieden, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit
widerspricht, Kritik der Theorie, die diesen Widerspruch auszuschalten
versucht, Kritik der Ausbildung der Wissenschaftler und der Praktiker,
praktisch Arbeitenden, sofern diese Ausbildung den Widerspruch verleugnet, zu
verleugnen nahelegt. «
Quelle und das ganze Interview: www.heise.de/tp/artikel/44/44035/1.html
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