02.03.2015

Cyberwar und Kakerlaken-Drohnen

» Armin Wertz liefert die erste vollständige Chronik aller US-amerikanischen – der geheimen wie der vom Kongress bewilligten – Operationen in unabhängigen Staaten. Ein unerlässliches Nachschlagewerk für all jene, die sich mit der Außenpolitik der Vereinigten Staaten befassen … Seit ihrer Unabhängigkeit 1776 führten die Vereinigten Staaten zahlreiche Kriege, wobei sie tatsächlich nur fünfmal offiziell den Krieg erklärten. Unzählige Male intervenierten US-Truppen oder amerikanische Geheimdienste im Ausland, alleine im 19. Jahrhundert über hundertmal. Die meisten dieser Unternehmungen dienten dem gebetsmühlenhaft vorgetragenen „Schutz amerikanischer Interessen und Bürger“. Über zahlreiche Operationen wie die Ermordung unliebsamer Politiker, die Verminung ausländischer Häfen und sogar die jahrelange Bombardierung von Staaten wie etwa Laos wurde Geheimhaltung bewahrt. Diese Lücken füllt Armin Wertz mit seiner Chronik und nennt auch die kleineren, unbekannteren Interventionen der USA in aller Welt, die gerne übersehen werden … Der Fall der Berliner Mauer, der Untergang des Sowjetreiches sowie die wachsende Bedeutung neuer Kommunikationsformen und des Internets veranlassten die Planer im Pentagon und die Agenten der diversen Geheimdienste, sich neue Tätigkeitsfelder zu erschließen: die virtuelle Cyberwelt. „Es ist eine Doktrin, das Pentagon hat Cyberspace formell als neues Kriegsgebiet anerkannt“, schrieb der stellvertretende US-Verteidigungsminister William J. Lynn III. im Herbst in einem Essay der Zeitschrift Foreign Affairs.
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Inzwischen arbeiten wissenschaftliche Einrichtungen im Auftrag der U.S. Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) bereits an der nächsten Generation von Spionagewerkzeugen. Jahrelang bastelten Wissenschaftler an sogenannten Micro-Air-Verhicles (MAVs), fliegenden Robotern von der Größe kleiner Insekten, die ideal für Spionagetätigkeiten waren. Weil die Energieversorgung dabei eine kaum überwindbare Schwierigkeit darstellte, verfielen die Forscher auf eine neue Idee. Zahlreiche Forschungseinrichtungen in den USA sind längst dabei, völlig unverdächtige Spione zu kreieren: lebende Insekten, an denen ein paar winzige Veränderungen vorgenommen werden wie etwa Stimulatoren oder Elektroden, die in ihr Nervensystem eingepflanzt werden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es viel einfacher ist, ein Insektenhirn und damit das Flugverhalten zu kontrollieren, als MAVs zu bauen.
Darum implantierten Biologen etwa der Texas A&M University Kakerlaken schon im Entwicklungsstadium Mikrochips ein, die mit dem Nerven- und Muskelsystem verknüpft wurden. Auch an der Universität von Michigan und an der Universität von Kalifornien in Berkeley pflanzten Wissenschaftler Hirschhornkäfern und am MIT Motten erfolgreich derartige mikroelektromechanische Systeme (MEMs) ein. Im bewegungslosen Zustand ihrer Entwicklung – z. B. im verpuppten Zustand – lassen sich die Insekten einfacher operieren und manipulieren. Die ausgewachsenen Insekten verhielten sich auch mit der eingebauten Hardware völlig normal. So konnten die Forscher den Flug der Motten steuern.
Die Energieversorgung der eingebauten Chips, so erhoffen es sich die Wissenschaftler, konnte durch die Umwandlung der Hitze und der mechanischen Energie, die das Insekt im Flug erzeugt, erreicht werden. Für den Fall, dass die natürlich erzeugte Energie nicht ausreicht, haben Wissenschaftler der Cornell Universität einen Radioisotopen-Transmitter entwickelt, der kybernetische Organismen mit radioaktiver Energie versorgt.
Sobald die Wissenschaftler diese Cyborgs oder Cybugs, wie sie genannt werden, kontrollieren können, sollen sie zum Einsatz kommen. Ausgerüstet mit Kameras, Mikrophonen und anderen Sensoren konnten sie dann von einem Kontrolleur gesteuert werden, ähnlich den unbemannten Drohnen, die Ziele in Afghanistan, Jemen, Pakistan, Somalia, Mali, Mexiko und anderen Ländern ausspionieren. «

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