29.12.2015

Unsere Vergangenheit – unsere Zukunft?

Freihandels-, Privatisierungs- und Konditionsverträge wie TTIP, CETA, TiSA & Co., Sonderwirtschaftszonen, Privat Partnerships, Landgrabbing, Söldnerarmeen, Militarisierung, Rüstungsproduktion, Kriegshandlungen und Demokratieabbau flankieren die ökonomische Rückwärts/Vorwärts-Strategie des sogenannten Neoliberalismus. Mit diesen Maßnahmen werden Schritt für Schritt Bedingungen geschaffen, wie sie um 1620 im Europa der erwachenden Neuzeit galten. Sein Programm zur unbeschränkten Alleinmachtstellung kapitalistischer Wirtschaftsentfaltung mit den Mitteln modernster Technik- und Profitwerkzeuge gleicht den Praktiken der damaligen Magnaten und Oligarchien. Nicht, dass aus deren Geschichte gelernt worden wäre. Nur so kann das Monster überleben.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts erhielt die Englische Ostindische Kompanie Schritt für Schritt die Rechte, eine eigene Armee aufzubauen und nach Gutdünken Krieg zu führen, eigene Münzen zu prägen, sowie die vollständige Gerichtsbarkeit im Straf- und Zivilrecht „über alle Personen, die zu besagter Kompanie gehören oder unter ihr leben“. Die Handelskompanien waren also staatenähnliche Gebilde mit flottierenden Territorien. Sie wurden von einem Gouverneur regiert, der nicht nur über seine Angestellten befehligte, sondern auch über alle Menschen in den von der Kompanie eroberten Kolonien. In diesen Firmen war wirtschaftliche und militärische Tyrannei in einer Hand gebündelt.
Ein Beispiel für das Wirken dieser Kompanien außerhalb Europas ist der Völkermord an den Bewohnern der Banda-Inseln … rückte die frisch gegründete Ostindien-Kompanie mit einigen Tausend Söldnern an und veranstaltete ein Massaker auf den Inseln. Nach einem Jahr hatten die Holländer ihr Monopol, während von den ursprünglich 15.000 Einwohnern nur noch 1000 übrig waren. Unterdessen blühte Amsterdam zur reichsten Stadt Europas auf, berühmt für seine Kunst und Liberalität. Die Shareholder der Kompanie machten sich bei den Verbrechen nicht selbst die Finger schmutzig. Sie diskutierten stattdessen in feinsinnigen Kreisen die Vorzüge von Malern … Das „goldene Zeitalter“ der Niederlande war zugleich eines der finstersten Zeitalter in der indonesischen Geschichte. Der Aufstieg der europäischen Zivilisation war gekoppelt an die Barbarei auf der anderen Seite des Globus.
(Fabian Scheidler, in „Das Ende der Megamaschine – Geschichte einer scheiternden Zivilisation“. Webseite: www.counter-images.de/megamaschine/index.html)

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