Aus einem Essay von Götz Eisenberg, Sozialwissenschaftler
und Publizist
12.11.2016
Die Versteinerung der Herzen
"Vielleicht wacht nun auch die europäische Sozialdemokratie
wieder auf, wenn sie sieht, wie es ausgeht, wenn man immer nur ein Prozent der
Gesellschaft bedient, in den Arsch kriecht und immer reicher macht? ... Unter
unseren Augen entsteht ein durch und durch kapitalistischer Menschentyp, der
zur Einfühlung in andere unfähig und dessen Innenwelt eine einzige
Gletscherlandschaft ist. Was heute noch als »Psychopathie« diagnostiziert und
pathologisiert wird, droht, wenn sich die Verhältnisse nicht grundlegend
ändern, in einer nicht allzu fernen Zukunft zur Normalität und zum hegemonialen
Sozialcharakter zu werden ... Der Tauschwert ist seinem Wesen nach grenzenlos,
wie schon Aristoteles erkannt hat. Der Kapitalismus, der sich aus ihm
entwickelt, ist ein System, das in ständiger Bewegung sein muss, ständige
Überschreitung und das Niederreißen aller Begrenzungen gehören zu seinem Wesen
... Die Eigenschaften und Fähigkeiten, die wir für die eigentlich menschlichen
halten, bedürfen der äußeren Stützung. Auch und gerade aus diesem Grund
brauchen wir, solange wir unter kapitalistischen Bedingungen leben, einen voll
entfalteten und handlungsfähigen Sozialstaat ... Er fördert in den Phasen, wo
er nicht nur propagiert, sondern praktiziert und gelebt wird, Tugenden wie
Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein, gegenseitige Hilfe und Solidarität.
Umgekehrt begünstigt seine Schleifung die in der Grundstruktur der
kapitalistischen Gesellschaft verankerten Tendenzen zu Aggression, Feindseligkeit
und zwischenmenschlicher Gleichgültigkeit ... In Krisenzeiten wachsen
Gleichgültigkeit und Kälte umso nachdrücklicher, je verdunkelter die
Perspektiven der Krisenlösung sind. Wo sich aber der »Kältestrom« (Ernst Bloch)
verbreitert, sind in der Regel auch die Brandfackeln nicht weit ... Kälte- und
Wärmeströme entspringen dem Zentrum der Gesellschaft; was an den Rändern
passiert, ist davon abgeleitet. Deswegen benötigen wir eine solidarische
Ökonomie, ... deren Ziel nicht der Profit, sondern die Befriedigung
menschlicher Bedürfnisse ist.“
07.11.2016
Terroranschläge – Eine Antwort auf die Kriege des Westens?
Albrecht Müller(nachdenkseiten.de)
berichtet über selbst verursachten Terror, über Medienpropaganda und
Manipulation, über die tatsächlichen Interessen und Kriegsgründe des
Westens in der arabischen Welt, über Regimechangeaußenpolitik und über
vorbildliche Friedenspolitik der Vergangenheit, die in der heutigen Zeit
wieder angewendet werden sollte!
Hat der Westen mit den Kriegen in Afghanistan, im Irak, in Libyen, in
Syrien usw. nicht nur die Flüchtlingsstränge, sondern auch die
Terroranschläge bei uns provoziert? Sind die Kriege, bei denen unzählige Zivilisten getötet werden, nicht auch Terror und was haben sie mit den Selbstmordanschlägen gemein?
Würde Deutschland wirksamer den Terror bekämpfen, indem es die Beteiligung an den einschlägigen Kriegen beendet?
Nie wieder Krieg - Eine Forderung, die immer noch gelten sollte?
45-Min.-Video: https://vimeo.com/190337480
28.10.2016
Die Welt als Horror-Clownerie
Die Gewalt kommt nicht von "außen", sie ist kein
Fremdkörper. Sie wird in der Mitte der Gesellschaft ausgebrütet. Alle werden
zum Joker, sobald der Wind sich dreht und die "Welt" es den Menschen
nicht mehr erlaubt, "gut zu sein". Die Zuschauer ... identifizieren
sich mit ihm, mit dem bloßen, reinen Vernichtungstrieb - zuerst unbewusst ... Die
Faszination und Identifikation mit dem nackten, durch keine Ideologie oder
Pseudoreligion getrübten Terrorwahnsinn, die zuerst unbewusst blieb, wird nun
bewusst ausgelebt ... Es ist ein Horror-Spiel, das aber jederzeit in blutigen
Ernst umschlagen kann ... es gibt nur noch das irre Ich und die Anderen als
potenzielle Opfermasse.
"There is no such thing as society." - Dieses irre
politische Programm Margaret Thatchers scheint ... realisiert. Und es bekommt ein
irres, sehr reales Gesicht.
Aus einer Betrachtung von Thomas Konicz: www.heise.de/tp/artikel/49/49832/3.html
23.10.2016
Unkontrollierte Gewalt
Die unerträgliche Demokratiefeindschaft des Kommando
Spezialkräfte.
Mit verdeckten Gesichtern werden sie losgelassen, um tabula
rasa zu machen. Sie gehen bis zum Ende, töten, verletzen und fühlen sich dabei
noch als selbstlose Kämpfer für Freiheit, Demokratie und das deutsche
Grundgesetz. Dessen Boden haben sie jedoch mit jedem ihrer Einsätze hinter sich
gelassen: die Rede ist vom Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr ...
Militär ohne Geheimhaltung ist unvorstellbar. Jedes Militär,
auch die Bundeswehr, ist auf diese angewiesen. Militär konstituiert sich immer
mit Blick auf abzuwehrende feindliche Gruppen oder Bedrohungen. Diese gilt es –
des eigenen Vorteils oder Schutzes wegen – möglichst uninformiert zu lassen.
Auch gibt es für das Militär und dessen politisch Verantwortliche einen
Binnenanreiz zur Geheimhaltung gegenüber der eigenen Bevölkerung, da die hohen
finanziellen Aufwendungen und menschlichen Verluste gerade in einer Demokratie
gleichzeitig hohe politische Kosten bedeuten ...
Auch eine umfassende Information der Öffentlichkeit durch
die Medien ist gerade im Bereich der militärischen Angelegenheiten durch die Geheimhaltung
stark eingeschränkt ...
Aufrichtigkeit und Demokratie zählen für die Männer in
Uniform anscheinend nicht, der Boden des Grundgesetzes ist bei den KSK-Tötungen
noch nicht einmal mehr zu sehen. Wo allerdings nicht mehr die Aussicht auf eine
Strafverfolgung bei besonders exzessivem Einsatz von Gewalt oder möglichen
Kriegsverbrechen besteht – auch wenn bisher noch keine Bundeswehrsoldat_in
dafür verurteilt wurden – sinkt die Tötungsschwelle. Die im Strafrecht
vorzufindende Idee von Abschreckung, verliert sich hier vollends, weil keine
sinnvolle Ermittlung oder Verfolgung aufgrund der Geheimhaltung möglich ist ...
Die Öffentlichkeit wird dabei im Unklaren gelassen, dem
Parlament praktisch jede Möglichkeit einer Kontrolle untersagt. Derweil
trainiert das KSK in anderen Ländern wie in Tunesien deren Spezialkräfte, um
selbst auf ihre spezielle Weise zu einer unkontrollierten Gewalt im Staat zu
werden ...
Aus einer IMI-Analyse 2016/36, „Die unerträgliche
Demokratiefeindschaft des Kommando Spezialkräfte“: www.imi-online.de/2016/10/17/unkontrollierte-gewalt
18.10.2016
Die Wertegemeinschaft der „Herrenmenschen“
Vorurteil – Diskriminierung – Entmenschlichung. Würde diese
Kausalkette einen universell gültigen Rassismus als Basis der
kapitalistischen Gesellschaft beschreiben? Wenn ja – welche menschliche
Eigenschaft führt zu dieser Negierung einer universellen Menschenwürde?
Rassismus in dem weiteren Sinne, wie er heute in der Rassismus-Forschung verstanden wird, ist keineswegs eine universelle menschliche Erscheinung. Er stellt also keine natürliche Reaktion auf „Überfremdung“ dar, sondern entwickelte sich erst in dem Maße, in dem man es als notwendig erachtete, soziale Ungleichheit zu rechtfertigen.
Prof. Dr. Rainer Mausfeld im Gespräch zum Themenkomplex Rassismus, Kolonialismus und Kapitalismus: http://www.hintergrund.de/201610124126/feuilleton/zeitfragen1/kapitalismus-und-die-wertegemeinschaft-der-herrenmenschen.html
Rassismus in dem weiteren Sinne, wie er heute in der Rassismus-Forschung verstanden wird, ist keineswegs eine universelle menschliche Erscheinung. Er stellt also keine natürliche Reaktion auf „Überfremdung“ dar, sondern entwickelte sich erst in dem Maße, in dem man es als notwendig erachtete, soziale Ungleichheit zu rechtfertigen.
Prof. Dr. Rainer Mausfeld im Gespräch zum Themenkomplex Rassismus, Kolonialismus und Kapitalismus: http://www.hintergrund.de/201610124126/feuilleton/zeitfragen1/kapitalismus-und-die-wertegemeinschaft-der-herrenmenschen.html
21.09.2016
Bereitet der Westen einen Krieg gegen Russland vor?
Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei vor
einiger Zeit, die offene Unterstützung faschistischer Kräfte in der Ukraine
durch auch deutsche Politiker und nun ein Konzept für den nationalen Notstand,
das der Bevölkerung zu präventiven Hamsterkäufen rät – es scheint, als legten
bestimmte Kreise im Westen großen Wert darauf, Russland zu provozieren und, so
irgend möglich, den NATO-Bündnisfall auszulösen, meint: einen Krieg vom Zaun zu
brechen. Aus berufenem Munde verlautet
inzwischen sogar: „Merkel bereitet die Mobilisierung der Bundesrepublik
Deutschland militärisch und auch innenpolitisch vor“. Doch stimmt das wirklich?
Besteht akute Kriegsgefahr? Zu dieser Frage sowie den Hintergründen des
aktuellen Konflikts mit Russland sprach Jens Wernicke mit dem Schriftsteller
und Juristen Wolfgang Bittner, dessen aktuelles Buch die Rolle des Westens in
der Ukraine-Krise analysiert.
Ein bestürzendes,
wichtiges Interview: www.nachdenkseiten.de/?p=35031
-
Die Frage, ob wir vor
einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen West und Ost stehen, bewegt
vermutlich viele Menschen. Die Vorstufe militärischer Konfrontation ist die
Konfrontation der Propaganda. Die Bedeutung der Propaganda hat der Westen um
vieles früher erkannt als Moskau. Moskau versucht nach zu ziehen. Westliche
Agitatoren rufen: Haltet den Dieb! Und sie verkürzen die Erzählung der
Geschichte im Falle Syriens wie auch der Ukraine-Krise nach ihrem Gusto.
Ein Essay von
Wolfgang Bittner: www.nachdenkseiten.de/?p=31590
-
Das Buch von Wolfgang
Bittner:
Seit Beginn der Ukraine-Krise springen uns in den Medien
Putin-Karikaturen entgegen, in denen er als kriegslüsterner Zar dargestellt
wird. Vom Abschuss eines Passagierflugzeugs in der Ostukraine bis hin zu den in
einen Bürgerkrieg ausgearteten Kämpfen: Überall scheint Wladimir Putin die
Schuld zu tragen. Er soll das personifizierte Böse sein.
Was nicht thematisiert wird: Der seit langem vom US-amerikanischen Geheimdienst geplante und finanzierte »Regime Change« in der Ukraine. Die USA investierten mehr als 5 Milliarden Dollar in den Sturz der legitimen Regierung der Ukraine und machten gezielt ihren Günstling Arsenij Jazenjuk zum Ministerpräsidenten.
Wie kann eine EU, wie kann ein souveränes Deutschland sich hierbei zum Gehilfen machen lassen, zumal die Sanktionen in unverantwortlicher Weise die eigene Wirtschaft schädigen? Chronologisch, vom Beginn der Maidan-Ereignisse bis zu den letzten Entwicklungen im September 2015, wird die verhängnisvolle Einflussnahme der US-amerikanischen Regierung auf die zentralen Medien und die Politik Europas geschildert. „Die Eroberung Europas durch die USA. Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung am Beispiel der Ereignisse in der Ukraine“. Ein Appell an die Vernünftigen in Europa und den USA, den politischen Absturz aufzuhalten. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe: Westend Verlag, Frankfurt am Main.
Die
Webseite von W. Bittner: www.wolfgangbittner.de/eroberung
Was nicht thematisiert wird: Der seit langem vom US-amerikanischen Geheimdienst geplante und finanzierte »Regime Change« in der Ukraine. Die USA investierten mehr als 5 Milliarden Dollar in den Sturz der legitimen Regierung der Ukraine und machten gezielt ihren Günstling Arsenij Jazenjuk zum Ministerpräsidenten.
Wie kann eine EU, wie kann ein souveränes Deutschland sich hierbei zum Gehilfen machen lassen, zumal die Sanktionen in unverantwortlicher Weise die eigene Wirtschaft schädigen? Chronologisch, vom Beginn der Maidan-Ereignisse bis zu den letzten Entwicklungen im September 2015, wird die verhängnisvolle Einflussnahme der US-amerikanischen Regierung auf die zentralen Medien und die Politik Europas geschildert. „Die Eroberung Europas durch die USA. Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung am Beispiel der Ereignisse in der Ukraine“. Ein Appell an die Vernünftigen in Europa und den USA, den politischen Absturz aufzuhalten. Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe: Westend Verlag, Frankfurt am Main.
19.08.2016
Neoliberale Steuerungsregime: Terror und Technokratie
Die „Governance“-Strategie: » Alles
soll „Markt“ werden, nichts mehr so bleiben, wie es einst war ... Um das zu erreichen, hat sich das neoliberale Regime lange
Zeit auf entstellende Art und Weise religiöser, humanistischer oder
aufklärerischer Sinn-Motive bedient, um seinem globalen Entwurzelungs- und
Umverteilungsprojekt Legitimation zu verschaffen und seine zerstörerischen
Verwerfungen zu kaschieren: Die EU wurde als „Friedens“-Projekt deklariert, die
Unterwerfung des Einzelnen unter Sachzwänge als „Freiheit“ verkauft, die „Menschenrechte“
als Kriegsgrund prostituiert und die Folgen der Finanz- und Bankenkatastrophe
in eine Staatsschuldenkrise umerzählt und in Austeritätspolitik umgemünzt, die
damit begründet wurde, „wir“ hätten „über unsere Verhältnisse gelebt“. Die Idee
des „Fortschritts“ flankiert selbst noch die Abwicklung der Sozialsysteme, denn
schließlich müsse man „den Gürtel enger schnallen“, damit alles „besser“ werden
könne. Den Griechen dagegen gehe es schlecht, weil sie „faul“ seien und ihre
„Hausaufgaben“ nicht machten ... Was etwa hat die SPD noch mit sozialer
Gerechtigkeit zu tun, die CDU mit dem christlichen Menschenbild, die Grünen mit
der Friedensbewegung, die FDP mit einem emanzipatorischen Konzept von Freiheit?
Sind diese an sich diskussions- und sogar begrüßenswerten Konzepte wirklich
noch handlungsleitende Orientierungen der Akteure oder längst schon nur noch
reine Marketingköder, um die Parteibasis und das Wahlvolk bei Laune zu halten,
während hinter den Kulissen eine ganz andere Agenda verfolgt wird? ... Governance
exekutiert, ihre Agenten sind die Technokraten, wie es sie in jeder Partei,
Universität oder Kirche, in jedem Krankenhaus, Theater, in Wohlfahrtsverbänden,
Gewerkschaften und Universitäten gibt. Dies ist geradezu die Voraussetzung für
ihre universelle Expansion in alle Bereiche, dass es ihr gleichgültig ist,
womit und mit wem sie es zu tun hat ... So wenig das Governance-Regime mangels
Verstehen deshalb eine angemessene Antwort auf den Terror finden wird, so wenig
wird es in der Lage sein, die Frage nach der Gerechtigkeit, nach Glück,
Gesundheit, Bildung, kultureller Relevanz und anderem zu beantworten. Diese
notwendigen Antworten sind nämlich kein Aggregat von Kennziffern, sondern Sinn-
und Lebensentwürfe, also eben das, was dem Neoliberalismus, der nichts anderes
als eine „Klassenkampfideologie“ der Oberen gegen die Unteren darstellt,
vollständig fehlt ... Entweder folgt nun auf die Phase des Regierens über
weiche Steuerung die längst vorbereitete offene Repression und also der Weg in
eine immer totalitärere Regierungsform ... oder aber die Leitideen der Moderne
von Gerechtigkeit, Aufklärung, Solidarität, Emanzipation, Humanismus werden
endlich wieder zum Maßstab des Politischen erhoben, in einer Situation, in der
die Chance auf Gegenwehr nunmehr sehr günstig ist ... Dieser Fall kann aber nur
dann eintreten, wenn wir für ihn eintreten. Wir allesamt. Wider die Prinzipien
der kalten instrumentellen Vernunft, der verlogenen Governance – und für das
Wiedererstarken der humanistischen Idee von einer humaneren Welt. «
Aus einem Gespräch mit dem Publizisten und Philosophen Matthias
Burchardt von der Universität Köln: www.nachdenkseiten.de/?p=34675
Neoliberale Steuerungsregime: Terror und Technokratie
Die „Governence“-Strategie:
» Alles
soll „Markt“ werden, nichts mehr so bleiben, wie es einst war ... Um das zu erreichen, hat sich das neoliberale Regime lange
Zeit auf entstellende Art und Weise religiöser, humanistischer oder
aufklärerischer Sinn-Motive bedient, um seinem globalen Entwurzelungs- und
Umverteilungsprojekt Legitimation zu verschaffen und seine zerstörerischen
Verwerfungen zu kaschieren: Die EU wurde als „Friedens“-Projekt deklariert, die
Unterwerfung des Einzelnen unter Sachzwänge als „Freiheit“ verkauft, die „Menschenrechte“
als Kriegsgrund prostituiert und die Folgen der Finanz- und Bankenkatastrophe
in eine Staatsschuldenkrise umerzählt und in Austeritätspolitik umgemünzt, die
damit begründet wurde, „wir“ hätten „über unsere Verhältnisse gelebt“. Die Idee
des „Fortschritts“ flankiert selbst noch die Abwicklung der Sozialsysteme, denn
schließlich müsse man „den Gürtel enger schnallen“, damit alles „besser“ werden
könne. Den Griechen dagegen gehe es schlecht, weil sie „faul“ seien und ihre
„Hausaufgaben“ nicht machten ... Was etwa hat die SPD noch mit sozialer
Gerechtigkeit zu tun, die CDU mit dem christlichen Menschenbild, die Grünen mit
der Friedensbewegung, die FDP mit einem emanzipatorischen Konzept von Freiheit?
Sind diese an sich diskussions- und sogar begrüßenswerten Konzepte wirklich
noch handlungsleitende Orientierungen der Akteure oder längst schon nur noch
reine Marketingköder, um die Parteibasis und das Wahlvolk bei Laune zu halten,
während hinter den Kulissen eine ganz andere Agenda verfolgt wird? ... Governance
exekutiert, ihre Agenten sind die Technokraten, wie es sie in jeder Partei,
Universität oder Kirche, in jedem Krankenhaus, Theater, in Wohlfahrtsverbänden,
Gewerkschaften und Universitäten gibt. Dies ist geradezu die Voraussetzung für
ihre universelle Expansion in alle Bereiche, dass es ihr gleichgültig ist,
womit und mit wem sie es zu tun hat ... So wenig das Governance-Regime mangels
Verstehen deshalb eine angemessene Antwort auf den Terror finden wird, so wenig
wird es in der Lage sein, die Frage nach der Gerechtigkeit, nach Glück,
Gesundheit, Bildung, kultureller Relevanz und anderem zu beantworten. Diese
notwendigen Antworten sind nämlich kein Aggregat von Kennziffern, sondern Sinn-
und Lebensentwürfe, also eben das, was dem Neoliberalismus, der nichts anderes
als eine „Klassenkampfideologie“ der Oberen gegen die Unteren darstellt,
vollständig fehlt ... Entweder folgt nun auf die Phase des Regierens über
weiche Steuerung die längst vorbereitete offene Repression und also der Weg in
eine immer totalitärere Regierungsform ... oder aber die Leitideen der Moderne
von Gerechtigkeit, Aufklärung, Solidarität, Emanzipation, Humanismus werden
endlich wieder zum Maßstab des Politischen erhoben, in einer Situation, in der
die Chance auf Gegenwehr nunmehr sehr günstig ist ... Dieser Fall kann aber nur
dann eintreten, wenn wir für ihn eintreten. Wir allesamt. Wider die Prinzipien
der kalten instrumentellen Vernunft, der verlogenen Governance – und für das
Wiedererstarken der humanistischen Idee von einer humaneren Welt. «
Aus einem Gespräch mit dem Publizisten und Philosophen Matthias
Burchardt von der Universität Köln: www.nachdenkseiten.de/?p=34675
08.08.2016
Terrorangst wird entfacht
„Die Terrorangst wird entfacht, um humane und demokratische
Grundsätze vollends fahren zu lassen. Der Ausnahmezustand soll zum Dauerzustand
werden. In ihrem Neun-Punkte-Plan hat Merkel nun Bundeswehreinsätze im Innern
und mehr Abschiebungen angekündigt. Der bayerische Innenminister hat das
präzisiert und verlangt, dass auch in Krisengebiete abgeschoben wird ... darum
geht es auch: die Bevölkerung so weich zu klopfen, dass sie weiteren
Demokratieabbau und organisierten Fremdenhass hinnimmt oder sogar selbst
entfacht ... Während die Bundesregierung den Ausbau ihrer Gewaltorgane
ankündigt, sagt sie andererseits kein Wort zu den Ursachen von Flucht und
Terror, die sie zu einem guten Teil selbst zu verantworten hat. Sie müsste
endlich eine friedliche Außenpolitik organisieren. Stattdessen beteiligt sie
sich an Kriegen im Nahen und Mittleren Osten mit Hunderttausenden zivilen
Opfern und hat ihre Rüstungsexporte gerade auch in Krisengebiete auf
Rekordhöhen hochgetrieben. Sie müsste den Sozialstaat in Deutschland für alle
ausbauen, auch für die Migranten. Stattdessen nimmt die Verarmung in
Deutschland zu, wird die soziale und medizinische Versorgung der Flüchtlinge
weiter blockiert und diesen jetzt sogar damit gedroht, in Krisen- und
Kriegsgebiete abgeschoben zu werden. Das ist de facto ein Aufzuchtprogramm des
Terrorismus ... Alle Untersuchungen belegen, dass die Menschen den Glauben an
eine bessere Zukunft für sie und ihre Kinder verlieren und den politischen und
medialen Eliten zutiefst misstrauen. Wenn die Menschen aber nicht mehr
freiwillig mitziehen, dann muss die Elite die Elemente des Zwangs verstärken,
auch die der medialen Einflussnahme. Das passiert derzeit ... Es ist nur eine
Frage der Zeit, bis der Bundestag den Einsatz der Bundeswehr im Innern
beschließen wird. In Verantwortung für die Sicherheit der Bürger, versteht
sich. Er kann ja schlecht sagen, da in der Bevölkerung die Zustimmung zu
unserem System immer mehr abnimmt, müssen wir jetzt die Gewaltelemente
verstärken ... In Deutschland besitzt das reichste Prozent der privaten
Haushalte ein Drittel des Gesamtvermögens, während die Mehrzahl des großen
Restes so gut wie kein Vermögen besitzt, aber fast jeder Fünfte armutsgefährdet
ist. Jede wirkliche Ursachenbekämpfung muss an diesen sozialen Übeln ansetzen
... die rechte Propaganda deutet die soziale Frage in einen Verteilungskampf
um, der zwischen Innen und Außen und nicht zwischen Oben und Unten im
Klassengefüge der einheimischen Gesellschaft geführt wird. Als Gegenspieler
werden die eigene, zivilisierte Kultur und die vermeintlich minderwertige
Kultur und Religion der anderen ausgegeben ... Wir brauchen demokratische Räte,
die sich aus Vertretern der Parlamente, der Kommunen, der Gewerkschaften,
sozialen Gruppen und der Beschäftigten der Gewalteinrichtungen zusammensetzen
und diese permanent kontrollieren.“
Über den Terror, seine Ursachen sowie den Unterschied
zwischen linken und rechten Antworten hierauf, sprach Jens Wernicke mit Conrad Schuhler, Vorsitzender
des Instituts für sozial-ökologische Wirtschaftsforschung in München: www.nachdenkseiten.de/?p=34525
05.08.2016
Neoliberalsozialismus: Sozialismus für die Reichen
„Es gibt viele Arten zu töten. Man
kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von
einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen
durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Suizid treiben, einen in den Krieg
führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten“ - Bert Brecht.
» Nicht nur das. Man kann einen Menschen auch auf
verschiedene Arten beeinflussen, ängstigen, manipulieren, verschrecken und dazu
bringen, sich Einflüssen zu unterwerfen, die seinen vitalen Interessen
diametral entgegenstehen. Nur, dass das eben nicht folgenlos bleibt ... Da der
Neoliberalismus nur in dem Maße wirkmächtig sein kann, wie es ihm gelingt,
Menschen ihren eigenen Interessen und ihren sozialen Zugehörigkeiten zu
entfremden, benötigt er geeignete Disziplinierungsinstrumente, um die
psychischen und sozialen Folgen dieser Entfremdung unter Kontrolle zu halten
... Als ökonomische Theorie weist der Neoliberalismus so viele interne
Widersprüche und Inkonsistenzen auf, dass er längst daran hätte zugrunde gehen
müssen – er ist eine Art intellektueller Pathologie ... der Neoliberalismus ist
völlig immun gegen Argumente, ihm genügt es, dass er politisch wirkmächtig ist
... Die armen Länder müssen sich der „Marktdisziplin“ unterwerfen und ihre
Märkte für transnationale Konzerne öffnen, für die sie dann ein Reservoir billiger
Arbeitskräfte und Rohmaterialien werden, die reichen Länder betreiben
Protektionismus. So sieht die Realität des „freien Marktes“ aus ... Der
Neoliberalismus erzeugt weltweit ein Desaster nach dem anderen. Aus jedem
Desaster kommt er jedoch – in scheinbar paradoxer Weise – gestärkt hervor und
wird sogleich wieder als “Therapie“ empfohlen. Offensichtlich nährt der
Neoliberalismus nicht nur Krisen, sondern er nährt sich geradezu von Krisen und
schlägt dabei noch aus seinen inneren Widersprüchen und Inkonsistenzen Kapital
... Tatsächlich zielt der Neoliberalismus gar nicht auf “freie Märkte“. Er
zielt vielmehr auf eine radikale Umverteilung, und zwar von unten nach oben,
von der öffentlichen in die private Hand und von Süd nach Nord ... Er ist eine
Revolution der Reichen gegen die Armen. Da die Armen aber die Mehrheit bilden,
ist natürlich besonders in Demokratien eine solche Revolution mit Risiken
behaftet. Es hilft daher außerordentlich, wenn man die Bevölkerung atomisiert,
alle sozialen Bewegungen fragmentiert und partikularisiert und zugleich als
Nutznießer der Umverteilung ein neues Klassenbewusstsein entwickelt ... in
einer Demokratie ist es wichtig, dass das eigentliche Ziel einer Umverteilung
von unten nach oben für die Bevölkerung durch eine geeignete Indoktrination
verdeckt und unsichtbar gemacht wird ... In Demokratien wäre der
Neoliberalismus politisch nicht überlebensfähig, wenn es ihm nicht gelänge, die
Köpfe zu erobern und die öffentliche Meinung in seinem Sinne zu formen und zu
kontrollieren. Dies kann nur auf der Basis von Indoktrinationssystemen
geschehen, die psychologisch äußerst ausgefeilt sind und alle Bereiche unseres
Lebens durchziehen ... Sie sind inzwischen so tief in allen Bereichen des
gesellschaftlichen und auch privaten Lebens verankert, dass sie uns kaum noch
auffallen ... Gute Indoktrination, das war schon den Pionieren der Propaganda
klar, darf nicht als solche erkennbar sein und muss
geradezu als Selbstverständlichkeit oder Ausdruck des gesunden
Menschenverstandes erscheinen.“ - Rainer
Mausfeld, Psychologe,
Mathematiker und Philosoph, Professor für Allgemeine Psychologie an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, arbeitet im Bereich der Wahrnehmungs-
und Kognitionsforschung ...
Der Neoliberalismus ist, will er auf den demokratischen
Anschein nicht verzichten, also geradezu darauf angewiesen, dass die
Umverteilungsmechanismen von unten nach oben und von der öffentlichen in die
private Hand auf allen Ebenen – von der EU bis zu den Kommunen – zunehmend
verrechtlicht werden. Besonders die Schaffung eines geeigneten internationalen
Rechts ist dabei erfolgversprechend. Daher bemüht sich eine transatlantische
Nomenklatura um die Entwicklung geeigneter internationaler Rechtsnormen wie
eben TTIP, TISA, CETA etc. und um deren Umsetzung durch machtvolle neoliberale
Institutionen wie den IWF ... Eine Verrechtlichung von gesellschaftlichem
Unrecht muss, aus naheliegenden Gründen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit,
auch der parlamentarischen, erfolgen und jeder Art von demokratischer Kontrolle
entzogen sein. Zusätzlich zu einer Verrechtlichung schafft der Neoliberalismus
Mechanismen, durch die sich die von ihm geschützten Marktteilnehmer, also vor
allem die Großkonzerne, bestehenden Rechtsnormen entziehen können. Die Maxime
“too big to fail“ hat ja einen tieferen Kern. Nämlich, dass es Verbrechen gibt,
deren Wurzeln zu tief mit Grundlagen unserer herrschenden Ordnung verwoben sind
und die zu monströs sind, als dass sie innerhalb der jeweiligen Rechtsordnung
überhaupt justitiabel sein könnten. Daher gilt die sogenannte Finanzkrise eben
als “Krise“ und nicht als das, was sie tatsächlich ist, nämlich im Wortsinne
ein „Kapitalverbrechen“ ... Die Verrechtlichung neoliberaler Strukturen stellt
also eine Art Samthandschuh unter den Herrschaftstechniken dar, durch den sich
offen autokratische Formen erst einmal vermeiden lassen. «
Rainer Mausfeld, Psychologe, Mathematiker und
Philosoph, Professor für Allgemeine Psychologie an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, arbeitet im Bereich der Wahrnehmungs-
und Kognitionsforschung.
„Der deutsche Faschismus brauchte sechs Kriegsjahre, um 56
Millionen Menschen umzubringen – die neoliberale Wirtschaftsordnung schafft das
locker in gut einem Jahr.“ – Jean Ziegler, ehemaliger UN-Sonderberichterstatter
für das Recht auf Nahrung.
» Der Neoliberalismus ist – nach dem europäischen
Kolonialismus – das größte globale Umverteilungsprojekt der Geschichte. Global
kontrollieren die 500 größten Konzerne mittlerweile mehr als 50 Prozent des
Weltbruttosozialprodukts. Die 85 reichsten Personen der Welt besitzen, wie
Oxfam jüngst mitteilte, mehr als die ärmsten 50 Prozent der Weltpopulation
zusammen, also als die ärmsten 3,6 Milliarden Menschen auf dieser Welt. Und
bald werden die reichsten ein Prozent mehr als die Hälfte des Gesamtreichtums
der Welt besitzen ... Die alte Strategie, die gewaltigen sozialen und ökologischen
Folgekosten des Kapitalismus, besonders seiner neoliberalen Extremform,
späteren Generationen aufzubürden, kommt an ihre natürlichen Grenzen. Es
bleiben uns wohl nur zwei Möglichkeiten: Wir befreien uns, so mühsam es sein
wird, aus den Fesseln neoliberaler Indoktrinationssysteme, stellen uns den
Fakten und suchen gemeinsam nach Möglichkeiten von Änderungen – die freilich
angesichts des ökologischen Zeitdrucks nur radikal sein können. Oder wir machen
weiter wie bisher, schweigen und überlassen es nachfolgenden Generationen über
die Gründe unseres Nicht-Handels und unseres Schweigens nachzudenken ... die
Gefahr, sie dadurch politisch weitgehend wirkungslos zu machen, dass sie sich
nicht auf strukturelle Aspekte, sondern allein auf “die da oben“, also auf
personelle Aspekte richten.
Bei gesellschaftlichen und politischen Themen ist ja die
Perspektive weit verbreitet, den Blick auf “die da oben“ zu beschränken und
sich darüber zu empören, wie man von diesen betrogen, hintergangen und
ausgebeutet wird: “Die da oben“ sind moralisch verkommen, verlogen und schamlos
auf ihren Vorteil bedacht, sie sind die Täter; wir hingegen sind nur ihre
Opfer.
Das ist eine psychologisch nachvollziehbare und politisch
durchaus berechtigte Perspektive. Da sie von der überwiegenden Mehrzahl der
Bevölkerung in der einen oder anderen Weise geteilt wird, ohne dass sich dies
in entsprechender Weise in den Ergebnissen von Wahlen niederschlägt, sollten
wir aber darüber nachdenken, ob nicht die politische Wirkungskraft einer solchen
Perspektive sehr begrenzt ist.
In jedem Fall geht eine Beschränkung des Blicks auf “die da oben“ vorbei an der Natur des tatsächlichen Problems, um das es geht, nämlich an den strukturellen und institutionellen Ursachen einer zerstörerischen und inhumanen Wirtschafts- und Gesellschaftsform.
In jedem Fall geht eine Beschränkung des Blicks auf “die da oben“ vorbei an der Natur des tatsächlichen Problems, um das es geht, nämlich an den strukturellen und institutionellen Ursachen einer zerstörerischen und inhumanen Wirtschafts- und Gesellschaftsform.
Daher ist es aus Sicht der herrschenden Eliten sogar gewollt
und erwünscht, dass sich die Bevölkerung über die Gier von Bankern, die
Verlogenheit von Politikern, die intellektuelle Korruptheit von Journalisten
oder die Grausamkeit oder den Sadismus von Folterexperten ereifert – also über
Eigenschaften von Personen, die gerade das Produkt tieferliegender,
struktureller Bedingungen sind und in deren Kontext geradezu
Qualifikationsmerkmale darstellen – und dabei die strukturellen und
institutionellen Ursachen und somit die eigentlichen Zentren der Macht aus dem
Blick verliert!
Unsere vordringliche Aufgabe ist es daher, Einsichten in diese strukturellen Bedingungen zu gewinnen. Dazu gehört auch, das Wesen und die eigentlichen Ziele des Neoliberalismus zu verstehen. Dann aber müssen wir den Blick auch auf uns richten und uns fragen, warum wir auf ein totalitäres Denksystem mit so zerstörerischen Folgen nicht mit einer angemessenen moralischen Empörung und entsprechenden Handlungskonsequenzen reagieren. Solange die herrschenden Eliten sehr viel mehr Wissen über uns, über unsere natürlichen Bedürfnisse, Neigungen und unsere Schwachstellen für eine Manipulierbarkeit verfügen als wir selbst, solange werden sie über uns eine Form der unsichtbaren Herrschaft ausüben können, gegen die wir uns kaum wehren können. Den Blick auf uns zu richten, bedeutet zugleich zu erkennen – und das ist ganz im Sinne der Aufklärung –, dass wir es sind, die für unser Handeln und Nicht-Handeln und für die Gesellschaft, in der wir leben, verantwortlich sind. «
Unsere vordringliche Aufgabe ist es daher, Einsichten in diese strukturellen Bedingungen zu gewinnen. Dazu gehört auch, das Wesen und die eigentlichen Ziele des Neoliberalismus zu verstehen. Dann aber müssen wir den Blick auch auf uns richten und uns fragen, warum wir auf ein totalitäres Denksystem mit so zerstörerischen Folgen nicht mit einer angemessenen moralischen Empörung und entsprechenden Handlungskonsequenzen reagieren. Solange die herrschenden Eliten sehr viel mehr Wissen über uns, über unsere natürlichen Bedürfnisse, Neigungen und unsere Schwachstellen für eine Manipulierbarkeit verfügen als wir selbst, solange werden sie über uns eine Form der unsichtbaren Herrschaft ausüben können, gegen die wir uns kaum wehren können. Den Blick auf uns zu richten, bedeutet zugleich zu erkennen – und das ist ganz im Sinne der Aufklärung –, dass wir es sind, die für unser Handeln und Nicht-Handeln und für die Gesellschaft, in der wir leben, verantwortlich sind. «
Rainer Mausfeld,
Psychologe, Mathematiker und Philosoph, Professor für Allgemeine Psychologie an
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, arbeitet im Bereich der
Wahrnehmungs- und Kognitionsforschung.
Alle Zitate aus einem Gespräch auf www.nachdenkseiten.de/?p=30286
03.08.2016
„Wir unterstützen und beschützen Folterer und Mörder bis in alle Ewigkeit“
Die Aktivitäten der Geheimdienste bedrohen zunehmend die
Demokratie und höhlen sie mehr und mehr aus. Westliche Kriege und Neokolonialismus haben in den
letzten Jahren und Jahrzehnten Millionen
Tote produziert. Und das deutsche Agieren im Ausland ist oftmals am ehesten
als Angriff auf die Menschenrechte zu verstehen. Ein gutes Beispiel hierfür
liefert das Gebaren der Regierung und ihrer Geheimdienste in Bezug auf die
Machenschaften der „Colognia
Dignidad“ in Chile. Denn, wie die Journalistin und Trägerin des Alternativen
Medienpreises Gaby Weber im Interview mit Jens Wernicke betont: mit Merkels
Segen werden die beteiligten deutschen Folterer und Mörder bis heute geschützt.
Das Interview: www.nachdenkseiten.de/?p=34472
02.08.2016
Verteidigungsministerin bereitet Bundeswehr auf Einsätze im Inland vor
Den Umgang mit solchen »Ernstfällen« soll die Bundeswehr mit
der Polizei üben, was bisher nicht möglich war. Zunächst werde man eine
Stabsrahmenübung machen, mit der das Zusammenspiel zwischen dem Bund und den
Polizeibehörden mehrerer Länder eingeübt werden solle. Drei Bundesländer hätten
bereits Interesse angemeldet, so von der Leyen ...
In der Tat hatte Karlsruhe das Verbot eines Einsatzes
militärischer Kräfte im Inland in einem Beschluss vom Juli 2012 relativiert und
festgestellt, dass die Bundeswehr unter strengen Auflagen gegen Terroristen
vorgehen dürfe. In besonderen Notfällen, in »Ausnahmesituationen
katastrophischen Ausmaßes«, sei dies zum Schutz der inneren Sicherheit
zulässig, allerdings nur als letztes Mittel ...
Die strikte Trennung zwischen Militär und Polizei, die den
historischen Erfahrungen aus der Zeit des deutschen Faschismus geschuldet ist,
wäre endgültig passé ...
der GdP-Vorsitzende Oliver Malchow am Montag im »ZDF-Morgenmagazin«:
Wer glaube, man sorge für innere Sicherheit, wenn man »Menschen in Uniform,
behelmt und mit langen Waffen«, in die Innenstädte stellt, der irre sich. »Das
erhöht eher das Unsicherheitsgefühl der Bevölkerung.«
Neues Weißbuch der Bundeswehr: Für robustes militärisches
Eingreifen ... wurde bekannt, dass Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen in den nächsten Wochen darüber entscheiden wird, wie der Einsatz der
Bundeswehr in Deutschland konkret aussehen soll.
Damit wird zügig das umgesetzt, was im neuen Weißbuch
der Bundeswehr bekannt gegeben wurde. In einem Unterkapitel der
programmatischen Schrift mit dem Titel "Einsatz und Leistungen der
Bundeswehr im Innern" heißt es, dass der Einsatz der Bundeswehr innerhalb
der Bundesrepublik bei Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen erlaubt
sei (Streitkräfte im Innern
einsetzen und eine "Fremdenlegion" schaffen). Und: Eine
"terroristische Bedrohungslage" gelte auch als schwerer Unglücksfall.
Der Einsatz der Bundeswehr innerhalb der Landesgrenzen kommt
aus historischen Gründen in Deutschland einem Tabubruch gleich - das gilt
insbesondere dann, wenn bei diesem Einsatz auch von militärischen Mitteln
Gebrauch gemacht würde. Sollte es nun tatsächlich zu einer Zusammenarbeit
zwischen Polizei und Bundeswehr kommen und die Bundeswehr auch bei
Terroranschlägen eingesetzt werden, ist die Gefahr groß, dass sich die Grenzen
zum Einsatz der Bundeswehr im Innern immer weiter verschieben. Könnte es sein,
dass genau diese Grenzverschiebung vonseiten "der Politik"
beabsichtigt ist?
Deutlich kritisierte Reiner Braun, Sprecher der
"Korporation für den Frieden", die Neuausrichtung der Bundeswehr.
Braun sprach von einer dramatischen Aufrüstung der Streitkräfte und von einer
"Aufrüstungsspirale". Zu gemeinsamen Manövern von Bundeswehr und
Bundesgrenzschutz sagte Braun: „Das ist grundgesetzwidrig und nicht
zielführend. Die Bundeswehr ist dafür nicht qualifiziert. Militär hilft gegen
Flüchtlinge(!) nicht.“
Imi-online-Analyse: Weißbuch zur Sicherheitspolitik
Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr - www.imi-online.de/2016/08/01/bittere-pille-fuer-den-frieden
Abonnieren
Posts (Atom)