"Wenn das landestypische regionale Monopolblatt, das seine
In- und Auslandsnachrichten von einem der großen Medienkonzerne bezieht, die
gleichen Nachrichten verbreitet wie der Regionalsender, den wir im Radio
eingeschaltet haben, wenn sich also die Medien gegenseitig zu bestätigen
scheinen – und sie stimmen fast immer überein, auch in der Wortwahl –, können
uns schwerlich Zweifel an diesen Nachrichten befallen. Wir halten uns dann für
wahrheitsgemäß informiert und geben uns, eben weil wir nichts anderes lesen,
hören und ahnen, mit der halben Wahrheit zufrieden, die eine ganze Unwahrheit
ist. Viele Nachrichten sind sogar frei erfunden. ...
Von der Propaganda angeleitet, mit der uns die dominierenden
Medien reichlich bedenken, leiden wir mit den Opfern der bösen Gewalt; von
Opfern der guten Gewalt wissen wir nichts. Was nicht in die Inszenierung paßt,
sollen wir möglichst gar nicht erfahren. So hindern uns die sorgsam
auswählenden Propagandamedien an störenden, womöglich verstörenden Gedanken. ...
Wer genau hinschaut, analysiert und Vergleiche zieht, wird
nach und nach hinter all den Falschmeldungen und Weglassungen ein starkes
Interesse erkennen: den Anspruch der guten alten Kolonialmächte, andere
Staaten, vor allem die, die reich an Bodenschätzen sind, in koloniale
Abhängigkeit zurückzuführen. ...
Die Getöteten werden – wie auch der französische Attentäter,
den 30 Elite-Polizisten angeblich nicht lebend aus seiner Wohnung zu holen
vermochten – in keinem Prozeß aussagen können. Und dem US-Soldaten Bradley
Manning, der versucht hat, über WikiLeaks US-amerikanische Kriegsverbrechen im
Irak aufzuklären, droht lebenslange Haft."
Zitate aus dem Artikel „Sorgsame Nachrichtenauswahl“ von Eckart Spoo, erschienen in Ossietzky
7/2012
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