22.05.2012

NATO beschließt auf Chicago-Gipfel »Smart Defence« (»Intelligente Verteidigung«)


„… Wenn ein solcher Gipfel in einer Stadt wie Chicago stattfindet, wird nicht nur deutlich, mit welcher Brutalität diese Ungleichheiten auf globalem Level aufrechterhalten werden, sondern ermöglicht auch, einen Blick darauf zu werfen, wie die Ungleichheit auf globaler Ebene sich auf lokaler wiederholt. Chicago zeigt, dass Armut und Mangel überall zuhause sind, nicht zuletzt im Herzen der entwickelten Welt. …
Die Nato steht all dem nicht teilnahmslos und unparteiisch gegenüber, schließlich stellt sie den militärischen Arm eines polit-ökonomischen Projekts, das ohne sie gar nicht möglich wäre. Die neoliberale Globalisierung und die sozialen Verwerfungen, die mit ihr einhergehen, kommen nicht ohne Gewalt und Drohpotenzial aus. „Die unsichtbare Hand des Marktes wird nie ohne die unsichtbare Faust auskommen“ so der Freihandelsadvokat Thomas Friedman. „McDonald's braucht McDonnell Douglas an seiner Seite – das Luftfahrt-Unternehmen, das den Kampfjet F-15 produziert. Die verborgene Faust, die die Welt für die Technologien aus dem Silicon Valley sichert, trägt die Namen US Army, Air Force, Navy und Marine Corps.“ …
Die Sterblichkeitsrate Chicagos entspricht bei Kindern von Afroamerikanern derjenigen der West Bank; die Lebenserwartung von Schwarzen liegt in ganz Illinois knapp unter der in Ägypten und knapp über derjenigen in Usbekistan. Über ein Viertel aller Einwohner Chicagos haben keine Krankenversicherung, unter den schwarzen Männern der Stadt hat jeder fünfte keine Arbeit und jeder dritte lebt in Armut. …
Je ärmer die Gegend, desto gewalttätiger – je wohlhabender, desto sicherer. Wie die Gipfeltreffen von G8 und Nato, so ist das herrschende System an sich nicht dafür vorgesehen, mehr Menschen am vorhandenen Wohlstand teilhaben zu lassen, sondern verfolgt vielmehr den Zweck, den bereits existierenden Wohlstand zu wahren und zu beschützen. Armut, Gewalt und Kriminalität werden nicht gelindert und bekämpft. Stattdessen werden die Armen kriminalisiert und in Schach gehalten. …
Der britische Journalist Gary Younge lebt in den USA und schreibt Kolumnen und Feuilletonbeiträge für „The Guardian“, Großbritannien.

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