„… Wenn ein solcher Gipfel in einer Stadt wie Chicago
stattfindet, wird nicht nur deutlich, mit welcher Brutalität diese
Ungleichheiten auf globalem Level aufrechterhalten werden, sondern ermöglicht
auch, einen Blick darauf zu werfen, wie die Ungleichheit auf globaler Ebene
sich auf lokaler wiederholt. Chicago zeigt, dass Armut und Mangel überall
zuhause sind, nicht zuletzt im Herzen der entwickelten Welt. …
Die Nato steht all dem nicht teilnahmslos und unparteiisch
gegenüber, schließlich stellt sie den militärischen Arm eines
polit-ökonomischen Projekts, das ohne sie gar nicht möglich wäre. Die
neoliberale Globalisierung und die sozialen Verwerfungen, die mit ihr
einhergehen, kommen nicht ohne Gewalt und Drohpotenzial aus. „Die unsichtbare
Hand des Marktes wird nie ohne die unsichtbare Faust auskommen“ so der
Freihandelsadvokat Thomas Friedman. „McDonald's braucht McDonnell Douglas an
seiner Seite – das Luftfahrt-Unternehmen, das den Kampfjet F-15 produziert. Die
verborgene Faust, die die Welt für die Technologien aus dem Silicon Valley
sichert, trägt die Namen US Army, Air Force, Navy und Marine Corps.“ …
Die Sterblichkeitsrate Chicagos entspricht bei Kindern von
Afroamerikanern derjenigen der West Bank; die Lebenserwartung von Schwarzen
liegt in ganz Illinois knapp unter der in Ägypten und knapp über derjenigen in
Usbekistan. Über ein Viertel aller Einwohner Chicagos haben keine
Krankenversicherung, unter den schwarzen Männern der Stadt hat jeder fünfte
keine Arbeit und jeder dritte lebt in Armut. …
Je ärmer die Gegend, desto gewalttätiger – je wohlhabender,
desto sicherer. Wie die Gipfeltreffen von G8 und Nato, so ist das herrschende
System an sich nicht dafür vorgesehen, mehr Menschen am vorhandenen Wohlstand
teilhaben zu lassen, sondern verfolgt vielmehr den Zweck, den bereits
existierenden Wohlstand zu wahren und zu beschützen. Armut, Gewalt und
Kriminalität werden nicht gelindert und bekämpft. Stattdessen werden die Armen
kriminalisiert und in Schach gehalten. …“
Der britische Journalist Gary Younge lebt in
den USA und schreibt Kolumnen und Feuilletonbeiträge für „The Guardian“,
Großbritannien.
Der ganze Artikel: www.freitag.de/politik/1220-die-unsichtbare-faust-des-marktes
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