17.07.2012

Das »vereinte Europa« wandelt sich zur Kapitaldiktatur


„Der »Europäische Stabilitätsmechanismus« (ESM) hat die Form einer »Finanz­organisation« nach dem Vorbild des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sein höchstes Gremium, der Gouverneursrat, wird von den Finanzministern der Euro-Zone bestimmt, nationale Parlamente sind ebenso wie das EU-Parlament von dem Vorgang ausgeschlossen. Im zukünftig finanzstärksten Organ der Europäischen Union, in seinem Gouverneursrat, sitzen sich die Finanzminister nicht mehr als Vertreter der Euro-Staaten gegenüber, sondern als Kapitalvertreter. Ihre Stimmen repräsentieren die unterschiedliche Kapitalkraft der in den Topf eingezahlten Summen. Die deutsche Stimme wiegt schwerer als die Summe von 13 kapitalschwächeren Ländern. Als einzige kann Berlin wichtige Abstimmungen blockieren, die eine qualifizierte Mehrheit von 80 Prozent benötigen. Mit dem ESM hat sich die Euro-Zone der Europäischen Union dem Diktat endgültig der Kapitallogik unterworfen.
Die »Rettungsschirme« bestehen aus subventionierten Krediten für marode Banken, aus Bürgschaften und/oder Ankäufen für bzw. von Staatsanleihen, die wiederum hauptsächlich an Banken emittiert worden sind und weiter emittiert werden.
Zu den Bedingungen für Kreditvergaben gehören die Erhöhung von Massensteuern, die Senkung von Löhnen, die Kündigung von Staatsdienern und so weiter.
Die Instrumente der parlamentarischen Demokratie, die den bestehenden konstitutionellen Liberalismus zur Zufriedenheit der Akkumulateure mehrheitsfähig verwaltet haben, werden für selbige unbrauchbar. Zu langsam, zu kompliziert, zu abhängig von Urnengängen, zu national, zu sozial, zu politisch. Die große Krise bietet die Chance, diesen Ballast aus all den Bestandteilen des bürgerlichen Parlamentarismus abzuwerfen.“
Zusammengestellt aus einem Kommentar von Hannes Hofbauer. Quelle: www.jungewelt.de/2012/07-17/020.php

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