»Die
Ideologie der Wahl macht uns passiv, weil sie Angst- und Schuldgefühle
produziert. Anstatt gegen soziale Ungerechtigkeit zu protestieren, kritisieren
wir uns permanent selbst dafür, dass wir womöglich die falschen Entscheidungen
getroffen haben und nicht erfolgreich genug sind … Die Konzeption von
Subjektivität bedeutet heute, konsumistische Entscheidungen zu treffen, sprich
Konsument zu sein. Und dafür braucht man natürlich Geld. Wir haben vergessen,
dass unsere Idee des Subjekts einst auf den Menschenrechten beruhte … Die Idee,
dass das Subjekt seinen Lebensweg bewusst bestimmen und die Klasse wechseln
kann, ist der Grundpfeiler des Kapitalismus. Das zeigt sich in den Büchern des
17. Jahrhunderts, aber auch im Konzept des Selfmademans … Heute ist die
Vorstellung von Erfolg hingegen sehr medial vermittelt … Konsumlogik. Erst
werden wir angehalten, mehr zu konsumieren: Und wenn wir uns dann schuldig
fühlen, weil wir zu viel konsumiert haben, bekommen wir gegen viel Geld
Therapien à la „Simplify your Life“ offeriert … Wenn die Ideologie der Wahl die
Grundlage unseres Freiheitsverständnisses ausmacht, wird das Subjekt zum bloßen
Konsumenten. Und dann kommt nur derjenige in den Genuss der Freiheit, der es
sich leisten kann. Wenn wir Freiheit hingegen im Kontext universeller
Menschenrechte denken, dann entsteht ein Konzept, das unabhängig vom Geld
existiert … Eine wirkliche Wahl muss Veränderung bringen. In der Politik muss
sie neue Möglichkeitsräume kreieren. Eine echte Wahl produziert Offenheit und
Unvorhersehbarkeit … Wir denken nicht ernsthaft darüber nach, ob der
Kapitalismus wirklich die ultimativ beste Organisationsform unserer
Gesellschaft ist …
«
Konsumistische Ideologie praktisch: „Simplify your life“
oder „Deutschland schafft sich ab“ - die zynisch geprägten Autoren beider
Bücher machen uns vor, zu viel „des Guten“ zu tun, wogegen wir nun das
Gegenteil tun müssen. Sie machen uns Schuldgefühle, gegen die wir etwas tun müssen.
Das besteht darin, ihnen ihre Bücher und damit ihre Weltanschauung abzukaufen.
So werden wir verkauft. Das rechnet sich für sie und das ganze Wirtschaftssystem.
"Es ist eine Gesellschaft, deren Menschen sich von Konzernen darin leiten
lässt, was erstrebenswert ist, was Glück bedeutet und ihre Befriedigung
im Konsum erfahren, wenn auch nur kurz. Aber das nächste Angebot wartet
ja schon. Völlig unfähig, um zu begreifen, dass ein Selbstbewusstsein
das Letzte ist, was sich Konzerne für ihre Kunden wünschen. Menschen,
die sich nur nach Außen orientieren und keine feste Bindung kennen, sind
die konsumfreudigsten Kunden. Vertrauen bietet nicht die Familie,
sondern die Marke. Konzerne gegen Selbstbewusstsein."
Auszug aus einem Kommentar von Björn Kügler auf seinem Blog: http://denkland.wordpress.com/2013/10/03/eine-gesellschaft-ohne-selbstbewusstsein/
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