19.10.2013

Keine Zeit für Hütchenspiele

Die kanadische Journalistin, Schriftstellerin, Globalisierungskritikerin und politische Aktivistin Naomi Klein schreibt ein Buch zur Thematik Klimawandel. Sie klagt in einem Interview, die großen Umweltorganisationen seien gescheitert, weil sie zu eng mit Politik und Industrie verflochten sind.
Auszüge aus dem Interview:
» In dem Buch, das ich schreibe, geht es darum, wie wir mit der Finanzkrise und der Umweltkrise gleichzeitig fertig werden könnten … Aber dafür müssen wir Bündnisse mit Menschen bilden, nicht mit Konzernen … Ich sehe eine tiefe Verleugnungsneigung in der Umweltbewegung, vor allem bei deren großen Interessenverbänden ... Ich glaube, durch sie haben wir schon mehr an Boden verloren als durch die Ignoranz unserer Gegner. Und zwar, weil sie uns in Richtungen lenken, in denen nur armselige Ergebnisse zu erwarten sind … Seitdem geht es immer um Partnerschaft mit der Industrie. Nicht „Verklagt die Mistkerle“, sondern „Versucht mit den Mistkerlen zusammenzuarbeiten“ ... Stattdessen sollen die Konzerne sogar selbst die Lösung sein ... Die großen Umweltorganisationen, mit ganz wenigen Ausnahmen, haben sehr aggressiv für das NAFTA ((das nordamerikanische Freihandelsabkommen)) geworben, obwohl ihre Mitglieder dagegen rebellierten. Wir haben ein völlig unhaltbares Wirtschaftsmodell des Hyperkonsums globalisiert. Es verbreitet sich erfolgreich über die ganze Welt und tötet uns. Die Umweltorganisationen haben dabei nicht etwa zugesehen – sie haben mitgemacht, als willfährige Helfer … Wir zeigen angesichts des Klimawandels schon jetzt eine Brutalität, eine Bereitschaft, Menschen in großer Zahl zu opfern, die ich wirklich beklemmend finde … wir beschließen hier sehenden Auges, dass Zivilisationen sterben, dass ganze Völker verschwinden … Ich glaube, die großen Umweltorganisationen werden bedeutungslos. Vielleicht bekommen sie noch viel Geld von Konzernen, von reichen Spendern oder Stiftungen, aber ihr ganzes Modell ist in der Krise … Einen wichtigen Impuls sehe ich gerade in Europa, wo 100 Bürgerinitiativen die EU dazu aufrufen, ihren gescheiterten Emissionshandel zu stoppen und stattdessen wirklich darüber zu reden, wie der Schadstoffausstoß in den einzelnen Ländern zu senken wäre. Das ist der Moment, in dem wir uns jetzt befinden. Wir dürfen keine Zeit mehr mit Hütchenspielen vergeuden. «

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