Dass das erste Opfer des Krieges stets die Wahrheit ist –
diese Weisheit firmiert seit Langem als geflügeltes Wort im deutschsprachigen
Raum und ist durch vielerlei vortreffliche Recherchen, die ein trauriges Bild
der Funktion unserer Massenmedien zu Kriegs- und Krisenzeiten zeichnen, belegt.
Dass es um diese auch allgemein nicht sonderlich gut bestellt ist, haben
unlängst etwa Walter van Rossum („Ja, lügen die Medien denn nun oder nicht?“)
und Eckart Spoo („Keine Demokratie ohne Demokratisierung der Medien!“) in
NachDenkSeiten-Interviews skizziert. Was aber tun? Wie entrinnen wir der
Propaganda und Feindbildproduktion? Zu diesen Fragen sprach Jens Wernicke mit
dem Schweizer Friedensforscher Daniele Ganser, der in einigen Tagen in Berlin
unter dem Titel „Medienkompetenz: Wie funktioniert Kriegspropaganda und was
kann man dagegen tun?“ referiert.
Quelle: www.nachdenkseiten.de/?p=27860
Daniele Ganser
(Dr. phil.) ist Schweizer Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte seit
1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind
Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und
Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur
Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im
Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das
Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel.
Medienkompetenz: Wie funktioniert
Kriegspropaganda und was kann man dagegen tun?
Welche Funktion erfüllen die Medien in der Demokratie? Sind sie
wirklich, wie es gemeinhin heißt, die „Vierte Gewalt“ im Staat, die Regierungen
und Mächtige im Sinne der Bürger kontrolliert? Oder dienen sie vielmehr, wie
etwa Noam Chomsky argumentiert, der Fabrikation gewünschter Einstellungen und
Gedankengebäude, verbreiten also Propaganda im Sinne der Herrschenden?
Der Schweizer Historiker und Friedensforscher Daniele Ganser
argumentiert, dass Medien beides sind. Einerseits liefern sie kritische Informationen und informieren die
Bürger. Andererseits verbreiten sie aber auch Lügen und Kriegspropaganda. In
diesem medialen Durcheinander ist guter Rat teuer. Wie kann man die Spreu vom
Weizen trennen?
Daniele Ganser beantwortet diese Frage, indem er
offenlegt, wie Kriegspropaganda wirkt und was gegen sie getan werden kann. Er
zeigt erstens, welche neuen Möglichkeiten das Internet jedem für eigene Recherche
bietet. Danach blickt er anhand konkreter historischer Beispiele aus den
letzten 25 Jahren kritisch auf die Leitmedien. Vom Krieg um Kuwait 1990 über
die Terroranschläge vom 11. September 2001 bis hin zum Krieg in der Ukraine
2014 stellen sich dabei stets dieselben Fragen: Wurden wirklich alle Fakten
benannt? Wurden ausnahmslos alle wichtigen Fragen gestellt? Gingen die Medien
dabei auch kritisch mit den Mächtigen des eigenen Landes um? Und: Entsprechen
die Geschichten, die sie über Kriegsbeginn und -ursachen jeweils zeichneten,
überhaupt der Realität – oder stellen diese vor allem „Narrative“ dar, innert
derer Gedanken, Moral und Entscheidungen der Bevölkerung absichtsvoll in die
ein oder andere Richtung gelenkt worden sind?
Veranstaltung Ende Oktober zum Thema „Medienkompetenz: Wie
funktioniert Kriegspropaganda und was kann man dagegen tun?“ Vortrag von Dr.
Daniele Ganser: Medienkompetenz in Europa und US-Imperium - Ein kritischer
Rückblick 14 Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001
Noch Karten zum Zusatztermin am Sonntag, den 25.10.2015
13:45 – TICKET-ONLINE – Einlass: 13:30, Beginn: 13:45.
Ort: BABYLON, Rosa-Luxemburg-Str.
30, 10178 Berlin.
Ganser zeigt, dass wir in einem
„Informationskrieg“ leben. Die wissenschaftliche Analyse kontextualisiert er
dabei mit seinen persönlichen Erfahrungen mit den Medien. Sein Ziel ist die
Förderung von Medienkompetenz und hierdurch innerer Freiheit bei seinen
Zuhörern. Denn, wie bereits Alfred Sturminger in seinem Klassiker „3000 Jahre
politische Propaganda“ schrieb: „Jede Macht [die Propaganda] aber findet ihre
Grenzen an der inneren Freiheit des Menschen, sich für oder gegen etwas zu
entscheiden. Und mit dieser inneren Freiheit ist jeder Mensch von Natur aus
ausgestattet.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen