Audio-Mitschnitt der Veranstaltung am 9.
Dezember mit Gustl Mollath, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin
der Justiz, Gerhard Strate, Verteidiger von Gustl Mollath und Henning Ernst
Müller, Strafrechtsprofessor an der Universität Regensburg (MP3,
112 Min., 53 MB – der Beginn verzögert sich etwas): www.heise.de/tp/html/media/mollath.html
20.12.2013
Diskussion mit Gustl Mollath
Über 7 Jahre Freiheitsentzug, das war der Preis, den Gustl
Mollath zahlen musste. Doch das Wort Freiheitsentzug transportiert nur unzureichend
das, was Opfer der Justiz erleiden. Wer durch ein Gerichtsurteil, wie es im
Fall Mollath gefällt wurde, aus seinem Lebenskreis gerissen wird, verliert
nicht nur die Freiheit, er verliert im Prinzip sein Leben. Auf der
Veranstaltung im Münchner Literaturhaus drückte Mollath es so aus: „Ich muss
Ihnen sagen, das, was ich selber erlebt habe, das, was anderen geschehen kann,
hier in Deutschland, das sind folterähnliche Umstände“ … der Fall Mollath ist,
auch das hat der Abend im Literaturhaus gezeigt, kein Einzelfall. Wenngleich
jedes Justizopfer seine eigene Geschichte hat, so gibt es doch immer wieder
Gemeinsamkeiten, die darauf deuten, dass es unter der Oberfläche des
Rechtsstaates, gewaltige Verwerfungen gibt … Gustl Mollath zeigt derweil selbst
Initiative und gründet einen Verein gegen staatlichen Machtmissbrauch.
12.12.2013
Gustl Mollaths Warnung
Auf einer Veranstaltung der „Telepolis“-Redaktion im
Münchner Literaturhaus mit Gustl Mollath, Bundesjustizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger, Mollath-Verteidiger Gerhard Strate und dem
Professor für Kriminologie und Strafrecht, Henning Ernst Müller, unter der
Leitung von Telepolis-Chefredakteur Florian Rötzer, wurden Mollaths Äußerungen
laut Telepolis wie folgt wiedergegeben:
» Die Situation in der deutschen
Psychiatrie sei unkontrolliert, so dass sein Schicksal potentiell jedem drohe,
nur sei eben die statistische Wahrscheinlichkeit dafür nicht hoch. Wäre man
aber einmal in den Fängen der Psychiatrie, sei man der Willkür des Systems
ausgeliefert … Dieses System nehme Überhand, auch hyperaktive Kinder würde man
heutzutage zur Einnahme von Ritalin anhalten und bereits Kindergartenkindern
würden Psychopharmaka verabreicht. Uns drohe ein psychiatrisches Desaster,
warnte er düster. Mit dem neuesten Standardwerk zur Diagnose von geistigen
Störungen aus den USA, dem DSM-5,
könne fast jedes Verhalten als pathologische Erscheinung interpretiert werden.
Falls man zum Beispiel mehr als 14 Tage um sein eigenes Kind trauere, könnte
dies bereits einen Grund für eine psychiatrische Behandlung darstellen … Für
Patienten gebe es keine Rechtssicherheit … Die Bedingungen, die er als Untersuchungshäftling
in Deutschland erlebte, wünsche er nicht seinem ärgstem Feind. «
Mollath rief die Menschen dazu auf, gegen Unrecht vorzugehen
und empfahl Stéphane Hessels Schriften "Empört Euch!" und
"Engagiert Euch!“.
27.11.2013
Armut und Ungleichheit steigen weiter ...
... in der Folge sinkt die Beteiligung der Bürger am politischen
Leben. Ein paar Aussagen in Kürze aus dem "Datenreport
2013", » den die Bundeszentrale für politische Bildung, das Statistische
Bundesamt (Destatis), das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB)
und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gemeinsam erstellt
haben, entlarvt die schwarz-gelben Erfolgsgeschichten als Schönfärberei. Richtig
ist: Die Zahl der Erwerbstätigen war 2012 so hoch wie noch nie seit der Wiedervereinigung.
41,5 Millionen Menschen sind in diesem Jahr in der Bundesrepublik einer
bezahlten Arbeit nachgegangen … Insgesamt 57,97 Milliarden Stunden haben alle
Erwerbstätigen in 2012 geleistet. Doch 1991 waren es noch 2,11 Milliarden
Arbeitsstunden mehr … Im Schnitt arbeitet ein Erwerbstätiger 2012 10 Prozent
weniger Stunden pro Jahr als 1991 … mehr als jeder fünfte Erwerbstätige
befindet sich in einem atypischen Arbeitsverhältnis. Für die Betroffenen heißt
das, sie müssen als Leiharbeiter, befristet Beschäftigte oder Minijobber ihren
Lebensunterhalt verdienen … Doch selbst wenn die Gesamtzahl von 4,8 Millionen
Niedriglohnempfängern in Deutschland hoch erscheint … Betriebe mit weniger als
zehn Beschäftigten, aber auch die Land- und Forstwirtschaft sowie Angestellte
in privaten Haushalten werden in der Untersuchung gar nicht erst
berücksichtigt. Die Dunkelziffer dürfte dementsprechend noch um einiges größer
sein. «
Quelle und Bericht: www.heise.de/tp/artikel/40/40434/1.html
Der „Datenreport 2013 - Ein Sozialbericht für die
Bundesrepublik Deutschland“: www.destatis.de/DE/Publikationen/Datenreport/Datenreport.html
21.11.2013
Beihilfe
Jürgen Grässlin, Sprecher der „Deutschen
Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen“ zum neuen Rüstungsexportbericht
der Bundesregierung: „Qualitativ dokumentiert dieser Bericht eine massive Form
der Beihilfe zu Massenmord mit deutschen Pistolen, Maschinenpistolen, Sturm-
und Maschinengewehren.“
16.11.2013
Kriegsgedanken in neuen Büchern
Krieg schafft Mord, Totschlag, Not, Elend, Zerstörung,
Verzweiflung – wer weiß das nicht.
Neuerdings werden Kriegen wieder evolutionsbedingte oder
gar positive Eigenschaften zugeschrieben. Die neue, im Grunde uralte These
heißt, sie seien unvermeidbar, ja sie hätten sogar den menschheitsgeschichtlichen,
gesellschaftlichen Fortschritt befördert. Und die Zahl der durch sie zu
verantwortenden Toten hätte sogar abgenommen. Sogar wissenschaftlich Unverdächtige
verleihen derzeit solchen Thesen ihre Sympathie. Fakten, glauben sie, sprächen
dafür.
So meint der englische Historiker Christopher Clark in
seinem Buch „Die Schlafwandler - Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“, dieser
Weltkrieg wäre nicht durch eine bewusste Willensentscheidung macht- und
finanzimperialer Kräfte herbeigewünscht, sondern seine Verhinderung verschlafen
worden. Kriege passieren demnach, weil der Mensch evolutionsbedingt fahrlässig handelt,
dies sei biologistisch rationalisierbar.
Der englische Historiker Ian Morris hält Krieg als „Triebfeder
des Fortschritts“ für notwendig. Er behauptet: „Er hat die Menschheit – auf
lange Sicht – sicherer und reicher gemacht. Krieg ist die Hölle; nur dass die
Alternativen – wieder auf lange Sicht betrachtet – schlimmer gewesen wären.“
Frieden scheint keine denkbare Triebfeder für Fortschritt zu
sein. Er wird anscheinend assoziiert mit Stagnation, Trägheit, Faulheit,
Schläfrigkeit, vielleicht sogar mit Rückschritt und Untergang.
Friedliche Menschen sind nicht fähig zu verbessernden
Maßnahmen im menschlichen Zusammenleben? Das schien die übergroße Masse der
Kriegsbegeisterten geglaubt zu haben, als sie in das große Massenmorden des 1.
Weltkriegs marschierte, darunter Künstler und Intellektuelle. Wohl auch die
Befürworter des 2. Dass ihr Geist „schlief“, kann man behaupten. Auch, dass es
keine Entscheider gab, die ihn wohl durchdacht einkalkulierten, weil ihr „Traum“
von Endsieg und Weltmacht und Reichtum sie dazu „trieb“?
Morris behauptet weiter: „… größeren Gesellschaften wiederum
konnten nur funktionieren, wenn ihre Herrscher stärkere Staaten entwickelten,
und mit das Erste, wofür diese Staaten sorgen mussten, wollten sie an der Macht
bleiben, war die Unterdrückung der Gewalt innerhalb der Gesellschaft.“ Größer
werdende Staatsgebilde „müssen“ demzufolge „größer“ werden, was nur durch
Kriege zu bewerkstelligen sei. Für kapitalistisch-imperiale Staaten mag das
stimmen, nicht aber für die ihre Gesellschaft bildenden Menschen. Und Gewaltunterdrückung
im Innern bereitet Gewaltausübung der Menschen außerhalb der Grenzen vor, sonst
wären sie kriegsmüde. Aber Morris legt nach: „… sorgte … der Krieg für Staaten
und Staaten für Frieden.“ So wird Friedenswunsch zum Kriegsgrund, Krieg zur
Grundnotwendigkeit der „Menschheitsentwicklung“, unter der die Durchsetzung ökonomischer
Interessen zu verstehen ist, über die man schweigt, um bioevolutionär
argumentieren zu können.
Krieg als „Vater“ menschlichen Fortschritts? Wer hier nach
der „Mutter“ fragt, kommt nicht weiter. Ist die „Trieb“feder Krieg vielleicht
als „Geschlechtsakt“, gar als „Orgasmus“ menschlicher Lebensart zu verstehen?
Irren all jene, die in ihm den atavistischen Rückfall in Gewalttätigkeit sehen?
Irren all jene, die darin eine Entscheidung von Bevölkerungskreisen sehen, die ihre
Macht- und Gewinnansprüche erweitern wollen?
Kriege wird es immer geben, heißt es. Das wird so sein, solange
Krieg nicht zum Friedensgrund und Frieden als Grundnotwendigkeit einer menschlichen
Menschheitsentwicklung angesehen wird. Aber so denken Menschen nicht, denen
anderes wichtiger ist.
Kriege alten Stils wird es vermutlich nicht mehr geben. Künftig
werden digitale Funktionen dafür sorgen, dass potentielle Gegner (wessen?) handlungsunfähig
gemacht werden, bevor sie dazu in der Lage sind. Damit wird gesellschaftlicher Fortschritt
nicht mehr richtungsoffen sein. Der militärisch Stärkere entscheidet über seine
Ausrichtung – in jeder Hinsicht.
09.11.2013
Mut ist ansteckend
Erklärung der Sarah Harrison
Sie half Edward Snowden bei seiner Flucht nach Moskau und
harrte wochenlang mit ihm im Transitbereich des Flughafens aus. Nun ist sie
selbst eine Verfolgte. In ihre Heimat Großbritannien kann sie aus Angst vor
einer Festnahme nicht mehr einreisen. Nach dem Ströbele-Snowden-Treffen reiste
Sarah Harrison nach Deutschland, wo sie sich derzeit aufhält.
„Als Journalistin habe ich die letzten vier Monate mit
NSA-Whistleblower Edward Snowden verbracht und bin am Wochenende nach
Deutschland gekommen. In Hongkong arbeitete ich als Teil des WikiLeaks-Teams,
das eine Reihe von Asylangeboten für Snowden vermittelte und seine sichere
Ausreise aus Hongkong aushandelte, damit er seinen Rechtsanspruch auf Asylsuche
geltend machen konnte. Ich reiste mit ihm in Richtung Lateinamerika, als die
Vereinigten Staaten von Amerika seinen Reisepass für ungültig erklärten,
wodurch er in Russland festsaß. Die darauffolgenden 39 Tage blieb ich bei ihm
im Transitbereich des Moskauer Flughafens Sheremetyevo, wo ich ihm behilflich
war, Asylanträge für 21 Länder zu schreiben, darunter Deutschland, wobei dann
sein Asylantrag in Russland Erfolg hatte trotz beträchtlichen Drucks seitens
der Vereinigten Staaten von Amerika. Ich blieb dann bei ihm, bis unser Team
sich sicher war, dass er auf eigenen Beinen stand und frei war vom Einfluss
jeglicher Regierung.
Während Edward Snowden sicher und geschützt ist, bis sein
Asylvisum in neun Monaten erneuert werden muss, ist noch viel Arbeit zu
erledigen. Der Kampf gegen staatliche Überwachung und für Transparenz der
Regierung, dem auch Snowden beigetreten ist, ist einer, den WikiLeaks – und
viele andere – gekämpft haben und weiterhin kämpfen werden.
WikiLeaks führt viele Kämpfe: … Mut ist ansteckend."
07.11.2013
„Algorithmen übernehmen unsere Jobs“
Frank Rieger und Constanze Kurz im Interview zu ihrem neuen Buch "Arbeitsfrei,
Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen werden".
Kurze Auszüge: » Schon
immer haben Maschinen Jobs vernichtet. Früher waren das die einfachen oder
unangenehmen Arbeiten. Doch nun ersetzen sie zunehmend auch Geistesarbeiter.
Frank Rieger und Constanze Kurz im Interview zu ihrem neuen Buch "Arbeitsfrei,
Eine Entdeckungsreise zu den Maschinen, die uns ersetzen werden" … Wir
waren tatsächlich ein bisschen überrascht darüber, wie krass die Lage ist, und
wie schnell die Technologiewellen rollen. Dass wir alle ersetzt werden, ist
unwahrscheinlich. Aber dass viel mehr Leute ersetzt werden, als sie so glauben,
ist sehr wahrscheinlich … Das Problem besteht darin, dass die Technologiewellen
schneller laufen als früher. Wir haben eine Situation, in der die
Geschwindigkeit der Technologiewellen, mit denen Leute ersetzt werden, die gar
nicht damit rechnen, immer größer wird … Bereits jetzt arbeiten über 20 Prozent
aller Menschen in Deutschland in prekären Arbeitsverhältnissen. Der Grund ist,
dass ihre Talente eigentlich nicht mehr gebraucht werden … Es kann eigentlich
nur darum gehen, dass wir die Produktivitätsgewinne, die wir durch die
Automatisierung bekommen, umverteilen. «
Das ganze Gespräch: www.heise.de/tr/artikel/Algorithmen-uebernehmen-unsere-Jobs-1980213.html
Eine kürzlich als Working Paper der Oxford
Martin School veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, das 47 Prozent
aller Jobs in den USA sehr wahrscheinlich in naher Zukunft der Automatisierung
zum Opfer fallen werden.
Aus dem Bericht auf „Telepolis“:
» Top-Ten
der am meisten gefährdeten Berufe:
Die Studie präsentiert die Ergebnisse auch aufgeschlüsselt
in Form einer Rangliste:
Verkäufer am Telefon
Überprüfer von Grundbucheinträgen beim Immobilienkauf
Kanalisationsarbeiter
Mathematischer Techniker
Überprüfer von Versicherungsanträgen
Uhrenreparateur
Fracht-und Güterverkehr-Agent
Steuer-Buchhalter
Fotografische Prozessbearbeitung
Abwicklung von Bankkonto-Eröffnungen «
Der ganze Bericht „Opfer der Automatisierung“: www.heise.de/tp/artikel/40/40241/1.html
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