02.03.2015

Cyberwar und Kakerlaken-Drohnen

» Armin Wertz liefert die erste vollständige Chronik aller US-amerikanischen – der geheimen wie der vom Kongress bewilligten – Operationen in unabhängigen Staaten. Ein unerlässliches Nachschlagewerk für all jene, die sich mit der Außenpolitik der Vereinigten Staaten befassen … Seit ihrer Unabhängigkeit 1776 führten die Vereinigten Staaten zahlreiche Kriege, wobei sie tatsächlich nur fünfmal offiziell den Krieg erklärten. Unzählige Male intervenierten US-Truppen oder amerikanische Geheimdienste im Ausland, alleine im 19. Jahrhundert über hundertmal. Die meisten dieser Unternehmungen dienten dem gebetsmühlenhaft vorgetragenen „Schutz amerikanischer Interessen und Bürger“. Über zahlreiche Operationen wie die Ermordung unliebsamer Politiker, die Verminung ausländischer Häfen und sogar die jahrelange Bombardierung von Staaten wie etwa Laos wurde Geheimhaltung bewahrt. Diese Lücken füllt Armin Wertz mit seiner Chronik und nennt auch die kleineren, unbekannteren Interventionen der USA in aller Welt, die gerne übersehen werden … Der Fall der Berliner Mauer, der Untergang des Sowjetreiches sowie die wachsende Bedeutung neuer Kommunikationsformen und des Internets veranlassten die Planer im Pentagon und die Agenten der diversen Geheimdienste, sich neue Tätigkeitsfelder zu erschließen: die virtuelle Cyberwelt. „Es ist eine Doktrin, das Pentagon hat Cyberspace formell als neues Kriegsgebiet anerkannt“, schrieb der stellvertretende US-Verteidigungsminister William J. Lynn III. im Herbst in einem Essay der Zeitschrift Foreign Affairs.
-
Inzwischen arbeiten wissenschaftliche Einrichtungen im Auftrag der U.S. Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) bereits an der nächsten Generation von Spionagewerkzeugen. Jahrelang bastelten Wissenschaftler an sogenannten Micro-Air-Verhicles (MAVs), fliegenden Robotern von der Größe kleiner Insekten, die ideal für Spionagetätigkeiten waren. Weil die Energieversorgung dabei eine kaum überwindbare Schwierigkeit darstellte, verfielen die Forscher auf eine neue Idee. Zahlreiche Forschungseinrichtungen in den USA sind längst dabei, völlig unverdächtige Spione zu kreieren: lebende Insekten, an denen ein paar winzige Veränderungen vorgenommen werden wie etwa Stimulatoren oder Elektroden, die in ihr Nervensystem eingepflanzt werden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es viel einfacher ist, ein Insektenhirn und damit das Flugverhalten zu kontrollieren, als MAVs zu bauen.
Darum implantierten Biologen etwa der Texas A&M University Kakerlaken schon im Entwicklungsstadium Mikrochips ein, die mit dem Nerven- und Muskelsystem verknüpft wurden. Auch an der Universität von Michigan und an der Universität von Kalifornien in Berkeley pflanzten Wissenschaftler Hirschhornkäfern und am MIT Motten erfolgreich derartige mikroelektromechanische Systeme (MEMs) ein. Im bewegungslosen Zustand ihrer Entwicklung – z. B. im verpuppten Zustand – lassen sich die Insekten einfacher operieren und manipulieren. Die ausgewachsenen Insekten verhielten sich auch mit der eingebauten Hardware völlig normal. So konnten die Forscher den Flug der Motten steuern.
Die Energieversorgung der eingebauten Chips, so erhoffen es sich die Wissenschaftler, konnte durch die Umwandlung der Hitze und der mechanischen Energie, die das Insekt im Flug erzeugt, erreicht werden. Für den Fall, dass die natürlich erzeugte Energie nicht ausreicht, haben Wissenschaftler der Cornell Universität einen Radioisotopen-Transmitter entwickelt, der kybernetische Organismen mit radioaktiver Energie versorgt.
Sobald die Wissenschaftler diese Cyborgs oder Cybugs, wie sie genannt werden, kontrollieren können, sollen sie zum Einsatz kommen. Ausgerüstet mit Kameras, Mikrophonen und anderen Sensoren konnten sie dann von einem Kontrolleur gesteuert werden, ähnlich den unbemannten Drohnen, die Ziele in Afghanistan, Jemen, Pakistan, Somalia, Mali, Mexiko und anderen Ländern ausspionieren. «

05.02.2015

Krieg um die Köpfe

» Deutschland rüstet nicht nur im Äußeren auf - auch im Innern vollzieht sich eine Entwicklung gen Militarisierung des Zivilen, des Denkens, Handelns und der Bildung etwa - eine ideologische Mobilmachung also, die auf die Erhöhung der Kriegsbereitschaft der Deutschen zielt. Auf dem Kongress mit dem Titel "Krieg um die Köpfe: Der Diskurs der Verantwortungsübernahme", der vom 5. bis 8. März in Berlin stattfindet, wollen Psychologinnen und Psychologen die Einstimmung der Bevölkerung auf die scheinbare Notwendigkeit und Unausweichlichkeit der Beteiligung an Kriegen analysieren und kritisieren.
Aus einem Interview mit dem Psychologe Klaus-Jürgen Bruder, Freie Universität Berlin, über die Mechanismen und die Kritik an der ideologischen Mobilmachung:
Die große Überschrift müsste lauten: "Den Widerspruch organisieren!" - und zwar überall, vor allem aber dort, wo die eigene Stimme noch gehört wird. Und hier eben aufzeigen, dass es die Arbeit ist, die man tagtäglich macht, die als solche selbst den Widerspruch gegen Militarisierung und Nationalismus in letzter Konsequenz unabdingbar macht. Eben deshalb machen wir ja auch diese Tagung im Rahmen von Psychologie und als psychologische. Wir erklären damit, dass es unverzichtbar für die Ausübung des Berufs des Psychologen ist, Stellung zu nehmen zu diesen die Gesellschaft im Ganzen bedrohenden Entwicklungen.
Notwendig ist also vor allem "Kritik" - und zwar die Kritik "aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein entmenschtes Wesen zu sein gezwungen ist", Kritik aller Zumutungen, Forderungen, aller Behauptungen, aller Lügen und Schmeicheleien, und das ausgehend von dem, was man tut, zu tun gezwungen ist als Psychologe: Kritik der Praxis, sofern sie den Bedürfnissen der Menschen nach Frieden, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit widerspricht, Kritik der Theorie, die diesen Widerspruch auszuschalten versucht, Kritik der Ausbildung der Wissenschaftler und der Praktiker, praktisch Arbeitenden, sofern diese Ausbildung den Widerspruch verleugnet, zu verleugnen nahelegt. «
Quelle und das ganze Interview: www.heise.de/tp/artikel/44/44035/1.html

24.01.2015

Wie wir manipuliert werden

Dass den Medien in bürgerlichen Demokratien auch und vor allem die Aufgabe der „Gedankenkontrolle“ der Bürgerinnen und Bürger zukommt, hat Noam Chomsky, der meistzitierte Intellektuelle der Welt, in etlichen Publikationen herausgearbeitet und belegt. Diese Funktion der Medien wird – vor allem wohl aufgrund der Zunahme an Kriegen und gesellschaftlicher Segregation – für immer größere Bevölkerungsteile aktuell evident. Sie betiteln die Medien daher als „Lügenpresse“, legen Programmbeschwerden ein und „basteln“ sich ihre Informationen mehr und mehr aus den wenigen unabhängigen Medien und im Netz zusammen. Wie aber ist es nun um „unsere“ Medien bestellt? Welche Prozesse und Wirkungen zeichnen sich ab? Und ist das Wort „Lügenpresse“ dummrechte Kritik und also Tabu? Zu diesen Fragen sprach Jens Wernicke mit dem Journalisten und Medienkritiker Walter van Rossum, der hierzu einen klaren Standpunkt vertritt.
(Walter van Rossum ist Autor, Medienkritiker und Investigativjournalist. Er studierte Romanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Paris. Mit einer Arbeit über Jean-Paul Sartre wurde er 1989 an der Kölner Universität promoviert. Seit 1981 arbeitet er als freier Autor für WDR, Deutschlandfunk, Zeit, Merkur, FAZ, FR und Freitag. Für den WDR moderierte er unter anderem die „Funkhausgespräche“.)
Das Interview: www.nachdenkseiten.de/?p=24698#more-24698


Hierzu passt:
Vormaliger technischer Direktor der NSA warnt vor totalitärem Geheimdienst ... Die Chancen, dass Whistleblower und solider Journalismus Kriege in unserer scheinbar aufgeklärten Informationsgesellschaft verhindern können, stehen allerdings schlecht. Kein Aufschrei war in den Medien hörbar, als Berlin der Regierung in Kiew die Militäroffensive finanziell subventionierte. Stattdessen tischen uns öffentlich-rechtliche Medien obskure Falschmeldungen über politische Gegner auf, während atlantisch gut vernetzte Schreiber unerwünschte Kritiker dämonisieren ... Statt das Ausspähen der eigenen Bevölkerung effizient zu unterbinden, bezahlt der deutsche Staat sogar hierfür rund eine Milliarde Euro an Steuergeldern.
 

21.01.2015

Wer verantwortet die Gewaltspirale und wie beantwortet man sie

» Meine Fazit ist klar: Erstens ist der Anschlag nicht geklärt, das braucht mehr Zeit. Vielleicht waren es radikale Islamisten. Vielleicht aber auch nicht. Zweitens muss man bei jedem Terroranschlag immer auch untersuchen, ob es nicht eine False-Flag-Operation war, welche man in diesem Fall den Muslimen nur in die Schuhe schiebt um in Europa und den USA Angst und Hass zu schüren, den Überwachungsstaat weiter auszubauen und Kriege gegen muslimische Länder fortan noch besser legitimieren zu können … Wir sind derzeit 7 Milliarden Menschen in 200 Ländern. Nur ein Prozent, also 70 Millionen, tötet und foltert derzeit oder gibt Untergebenen den Befehl zu töten oder foltern. Das ist also eine kleine Minderheit. Die anderen 99 Prozent möchten einfach in Ruhe leben, sich verlieben, etwas Geld verdienen, in die Ferien fahren, Freunde treffen, eine Familie gründen, Musik hören, die normalen Dinge des Lebens eben. Leider kann man diese 99 Prozent aber sehr gut an der Nase herumführen. Man erzählt ihnen etwa, ihre Freiheit müsse jetzt am Hindukusch verteidigt werden. Und obschon sie zuvor noch nie von diesem Berggebiet gehört haben, ziehen sie womöglich mit in den Krieg … Oft geht es im Kern um den Zugriff um Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas, die Religionen werden dabei vor allem dazu benutzt, um die Gruppen in die Gewaltspirale hineinzuführen, als „Begründungserklärung“ sozusagen, um die es aber im Hintergrund überhaupt nicht geht, die nicht ausschlaggebend für territoriale oder Ressourcenkriege ist … Hinter dem uns präsentierten „Offensichtlichen“ sollten wir uns daher daran machen, mehr und mehr über das Geschehen und die Interessen im Hintergrund zu erfahren. Manch einer sagt eben „Terrorstaat“ und begründet damit nichts anderes als einen Ressourcen-Krieg gegen ein fremdes Land … Man muss sich erinnern, dass man den 99 Prozent angehört, die gar keine Gewaltspirale wollen. Man sollte daher mit Mut und Ehrlichkeit für gewaltfreie Konfliktlösung und für Toleranz gegenüber anderen Religionen einstehen. Auch wenn das derzeit nicht sehr populär ist. In einer Zeit voller Angst und Misstrauen muss man Brücken bauen. «
Aus einem fulminanten Interview mit Daniele Ganser, Dr. phil., schweizer Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel: http://www.nachdenkseiten.de/?p=24659#more-24659
Ein Videokommentar von Dr. Sabine Schiffer, Institut für Medienverantwortung: http://youtu.be/Z2oyP8jWjZA

09.01.2015

Islamisten und Faschisten haben ein gemeinsames Ziel

Nationalstaaten mit Führerkult, basierend auf Apardheit, Gewaltherrschaft und Sozialtünche wollen beide Ideologien. Der einzige Unterschied liegt in der Frage nach dem hier „völkisch“, dort „religiös“ begründeten Territorium/Boden/Raum und dem Zugang zu den Wirtschaftsressourcen, die Macht und Geld etablieren.
„Die Führerin des Front National, Marine Le Pen, forderte Frankreich auf, in einen Krieg gegen den Fundamentalismus zu ziehen. Zudem plädierte Le Pen für ein Referendum über die Wiedereinführung der Todesstrafe … Rund 18.000 neue Fans hat die FN-Führerin auf Facebook verbuchen können, nachdem sie zum Krieg gegen den Islamismus aufrief. Denn dies ist genau die Konfrontation, auf die der europäische wie islamische Rechtsextremismus zielstrebig hinarbeitet: auf einen Glaubenskrieg, der beiden gleichermaßen irren Ideologien zur unangefochtenen Hegemonie im jeweiligen Kulturkreis verhelfen soll. Pegida und FN tun letztendlich das genaue Gegenteil dessen, was sie propagieren - sie wollen den Glaubens- und Kulturkrieg gegen den Islam gegen die bloße Einwanderung entfachen, um das Rad der Geschichte zurückdrehen zu können. Letztendlich würde im Verlauf dieser drohenden Auseinandersetzung der gesamten Gesellschaft die Ideologie der Rechten aufgenötigt, das Denken in kulturalistischen oder rassistischen Kategorien verallgemeinert … Die Faschisierung der westlichen Postdemokratien kann gerade in einem solchen letztendlich irrsinnigen Glaubenskrieg vollzogen werden … Dabei sehen sich europäische und arabische Faschisten zum Verwechseln ähnlich. Beiden Ideologien ist eine pluralistische, offene und vielfältige Gesellschaft verhasst. Während der islamistische Faschismus einen religiös homogenen Gottesstaat anstrebt, wollen Europas Rechtsextremisten eine rassisch oder kulturell ‚reine‘ Gesellschaft erkämpfen. Die Rückbesinnung auf zumeist frei erfundene ‚traditionelle Werte‘ wird in beiden verfeindeten Lagern ausgiebig praktiziert. Mit der hysterischen Kritik an ‚Gender Mainstreaming‘ und der Emanzipation sexueller Minderheiten kommt in Europa dieselbe Verachtung Schwuler zu Ausdruck, die im arabischen Kulturkreis oft tödliche Folgen nach sich zieht. Der islamistische Hass auf Frauen spiegelt sich in der Verachtung des Feminismus, den die neue europäische Rechte kultiviert … Die ‚abendländischen Werte‘, die die Rechte gerade mitten in der Krise erfindet, ähneln somit verdächtig dem schieren Wahnsinn, den die islamistische Ideologie ausgebrütet hat … Eigentlich tobt dieser Weltbürgerkrieg bereits in den Zusammenbruchsgebieten des Weltmarktes, in weiten Teilen Afrikas, des arabischen Raumes oder Mittelamerikas. Es stellt sich nur die Frage, ob er nun auch auf Europa übergreifen wird. Die europäische wie islamistische Rechte arbeitet jedenfalls fleißig daran.“
Aus einer Stellungnahme des Publizisten Tomasz Konicz:  www.heise.de/tp/artikel/43/43809/1.html

24.12.2014

Nie wieder Krieg!

Ob man gläubig ist oder nicht, man muss es zur Kenntnis nehmen: Dieser Papst spricht für alle, die arm, unterdrückt, enteignet und geschunden sind. Unsere Medien verschweigen seine Worte – Worte, die nicht verhallten sollten:
„Man kann den Skandal der Armut nicht bekämpfen, indem man Besänftigungsstrategien entwickelt, die nur beruhigen und die Armen zu domestizierten, harmlosen Kreaturen machen sollen. Wie traurig ist es zu sehen, wenn mit angeblich altruistischen Taten die anderen zur Passivität verleitet werden, oder schlimmer, wenn sich dahinter Geschäfts- oder Privatinteressen verbergen. Solche Menschen würde Jesus Heuchler nennen. Wie schön ist es dagegen, wenn wir sehen, wie ganze Völker, vor allem ihre ärmsten Angehörigen und die Jugendlichen sich in Bewegung setzen. Ja, da spürt man den Wind der Verheißung, der die Hoffnung auf eine bessere Welt wieder aufleben lässt. Dieser Wind soll zu einem Sturm der Hoffnung werden. Das ist mein Wunsch … wir stecken mitten im dritten Weltkrieg, allerdings in einem Krieg in Raten. Es gibt Wirtschaftssysteme, die um überleben zu können, Krieg führen müssen. Also produzieren und verkaufen sie Waffen. So werden die Bilanzen jener Wirtschaftssysteme saniert, die den Menschen zu Füßen des Götzen Geld opfern. Man denkt weder an die hungernden Kinder in den Flüchtlingslagern, noch an die Zwangsumsiedlungen, weder an die zerstörten Wohnungen, noch an die im Keim erstickten Menschenleben. Wie viel Leid! Wie viel Zerstörung! Wie viel Schmerz! Heute, liebe Brüder und Schwestern, steigt in allen Teilen der Erde, in allen Völkern, in jedem Herzen und in den Sozialen Bewegungen der Schrei nach Frieden auf: Nie wieder Krieg!“
Die ganze Rede des Papstes Franziskus, gehalten vor den Teilnehmern am Welttreffen der Sozialen Bewegungen in der Alten Synodenaula, Rom, Dienstag 28. Oktober 2014, ist hier nachzulesen: www.itpol.de/?p=1491

21.12.2014

"Was gesagt werden muss"

Günther Grass war stets Realist und Illusionist in einem. Im Alter hat ihn die Wirklichkeit eingeholt. In einem Interview mit dem Wiener „der Standard“ sagt er: "Der dritte Weltkrieg hat begonnen“. Der Schriftsteller äußert sich über die Sozialdemokratie, neue Verteilungskämpfe und den verheerenden Einfallsreichtum des Kapitalismus. „Das Unrecht geschieht vor unseren Augen an vielen Orten der Welt, in Afrika, im Nahen Osten, in der Ukraine. Wir wissen das alles. Zu den Hungersnöten, die provoziert werden, obwohl Nahrung für alle da ist, kommt die Wasserknappheit, die Klimaveränderung. Es findet alles gleichzeitig statt.“
Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die von Thomas Jefferson verfassten Menschenrechte. Lafayette schrieb sie für Frankreich um, Sie wurden Grundlage der französischen Verfassung, auf die sich im Prinzip auch das Deutsche Grundgesetz beruft. Eines der wichtigsten Zitate von La Fayette: „Auflehnung ist das Heiligste aller Rechte und die Notwendigste aller Pflichten“.

16.12.2014

Systemalternativen suchen

Wir leben in einer extremistischen Gesellschaft, die beständig irre Ideologien wie Rechtsextremismus oder Islamismus ausschwitzt. Als Extremisten können folglich diejenigen Apologeten kapitalistischer Herrschaft bezeichnet werden, die dieses zu einem Schlachthaus der Menschheit mutierende System immer noch als alternativlos und als die "beste aller möglichen Welten" bezeichnen. Die Suche nach einer Systemalternative stellt hingegen das einzig Vernünftige, Mittlere, Gemäßigte dar: Es ist ein Unterfangen, dem sich ein jeder Spießer zu verschreiben hätte, der sich Sorgen um die Zukunft seiner Kinder macht - und der erkannt hat, dass deren Abrichtung zu Mobbingmaschinen, wie sie jetzt in der Mittelklasse gang und gäbe ist, ihnen keine lebenswerten Zukunftsperspektiven eröffnen wird … Nicht nur das Vernichtungspotenzial ist durch den Kapitalismus ins Unermessliche gesteigert worden. Im Schoße dieser alten, sterbenden Gesellschaftsformation sind auch die materiellen Potenzen zu deren Überwindung und Transformation gereift. Die Absurdität der gegenwärtigen Systemkrise besteht ja gerade in dem Umstand, dass der Kapitalismus an seiner Hyperproduktivität zugrunde geht, er erstickt an den ganzen Warenbergen, die er hervorbringt. Die Systemalternative zu dieser gigantischen kapitalistischen Überproduktionskrise stellt somit etwas überaus Einfaches dar, das schwer zu machen ist, wie es schon Berthold Brecht formulierte … Es gilt, Begriffe wie Share-Economy, Peer-Production, Degrowth, Postwachstumsökonomie oder Allmende dem Medienzirkus streitig zu machen, um ihre totale Aushöhlung und Entwertung zu verhindern.“ 
Hg.: Tomasz Konicz, Florian Rötzer, „Aufbruch ins Ungewisse - Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Dauerkrise“, als eBook für 6,99 Euro bei Telepolis erschienen.

15.12.2014

„Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!“

Dem Aufruf von 64 Prominenten folgte bewusstes Schweigen in Medien und Politik. Es gibt Abläufe und Tatsachen, die vergessen werden sollen. Zur Erinnerung sieben Erläuterungen und ein Fazit: „Für Deutschland kann eine realistische Politik nur darin bestehen, sofort in Verhandlungen um die Wiederherstellung eines gemeinsamen Raumes mit Russland zu gehen, wirtschaftlich, politisch und kulturell. Da ist dem Aufruf der 64 voll zuzustimmen. Aufgabe einer Friedensbewegung dürfte darüber hinaus darin bestehen, die Ursachen der Kriegstreiberei kompromisslos offenzulegen.“
Aus einer Analyse von Kai Ehlers: www.hintergrund.de/201412103334/politik/inland/gegen-den-krieg.html - Der Aufruf: www.zeit.de/politik/2014-12/aufruf-russland-dialog

08.12.2014

Wählt so viel ihr wollt - ändern wird es nichts

Nachdem eine Studie der renommierten Princeton Universität bereits zu dem Schluss gelangt war, dass die USA keine Demokratie mehr sind, kommt eine Arbeit des Politikwissenschaftlers Michael Glennon von der Tufts University nun auch zu dem Ergebnis: Die Regierung der USA ist überhaupt nicht die Regierung der USA. Zumindest nicht, was Fragen der nationalen Sicherheit angeht.
Vielmehr würden die wirklichen Entscheidungen in diesem Bereich laut der Schrift "National Security and Double Government" von einer Schattenregierung getroffen, welche dem „Blick der Öffentlichkeit und den Begrenzungen der Verfassung" entzogen sei. Sie bestehe aus den leitenden Persönlichkeiten des Militärs, der Geheimdienste und aus den Beratern der Regierung.
Die Schattenregierung bestimmt seit Jahren die Politik der USA und werde dies auch in Zukunft in immer größerem Ausmaße tun, vermutet Glennon. Das Risiko für die USA sei dabei nicht, dass von böswilligen Mächten plötzlich durch einen Putsch eine Diktatur installiert werde, sondern das dies bereits geschehe, langsam, unbemerkt und von innen … Auch wenn hierzulande offenbar weniger dazu geforscht wird: In Europa dürfte die Situation nicht anders aussehen.

02.12.2014

Einbindung der Ukraine in die Weltmachtpolitik der USA

» Warum die USA gerade die Ukraine im geopolitischen Focus hat, veröffentlichte Präsidenten-Berater Zbigniew Brzezinski im Jahr 1997 in seinem Buch „The Grand Chessboard 1997“, welches heute noch als Hauptwerk des US-Strategen gilt. In Deutschland erschien das Buch unter dem Titel „Die einzige Weltmacht“. Um die Welt als einzige Weltmacht dominieren zu können, müsse die USA im eurasischen Raum die Vorherrschaft gewinnen, so heißt es in diesem Buch. Die Ukraine sei „das Schachbrett, auf dem der Kampf um globale Vorherrschaft auch in Zukunft ausgetragen wird“ (S. 57)  … Victoria Jane Nuland ist eine US-amerikanische Diplomatin, zurzeit Assistant Secretary of State im Dienst des US-Außenministeriums und als solche zuständig für Europa und Eurasien … aus einem Vortrag von Victoria Nuland vom 14. November 2013: „Seit der Unabhängigkeit 1991 hat das amerikanische Volk den Übergang der Ukraine zur Demokratie und Marktwirtschaft mit 5 Milliarden Dollar unterstützt, im Haushaltsjahr 2013 überstiegen unsere Hilfen 100 Millionen Dollar, und viel floss davon in Projekte, die dabei helfen, sich an europäische Standards anzupassen. (…) Es ist auch ein Schritt hin zu der langfristigen Vision eines vernetzten Wirtschaftsraums, der von Lissabon bis Donezk reicht und der angeregt wird durch marktorientierte Reformen …“. Victoria Nuland hielt ihre Rede vor einem der einflussreichsten Think Tanks in den USA, dem Atlantic Council in Washington D.C., unweit vom Sitz des US-Kongresses. Der Titel ihres Vortrages lautete: „Ein Schlüsselmoment für die östliche Partnerschaft – Ausblick für die Ukraine, Moldawien, Georgien, Weißrussland, Armenien und Aserbaidschan“. Hieraus wird deutlich, dass das Interesse der USA am Freihandelsabkommen TTIP eng verknüpft ist mit der Einbindung der Ukraine. Es geht hierbei nicht nur um eine militärische Vorherrschaft, sondern auch um eine wirtschaftliche Dominanz, die sich weltweit manifestieren und bis an die Grenzen Russlands reichen soll – und später darüber hinaus. Und natürlich geht es wieder um Erdöl, Erdgas, Pipelines. «
Aus einem Beitrag auf http://denkland.wordpress.com/2014/11/23/putins-verzweiflung-merkels-horigkeit-und-die-spd-als-letzter-strohhalm/#more-2141