12.03.2015

"Der Mensch als Ganzes ist zunehmend aufgefordert, sich wie eine Ware auf dem Markt zu verhalten"

Aus einem Interview mit Hannes Hofbauer (studierte Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien, arbeitet als Publizist und Verleger), über sein aktuelles Buch „DIE DIKTATUR DES KAPITALS. Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter“:
» Wie diese Kapitalisierung aller gesellschaftlichen Bereiche zu Demokratieabbau führt, kann an vielen Beispielen ausgeführt werden. Nehmen wir nur die insbesondere seit Anfang der 1990er Jahre um sich greifenden Investitionsschutzabkommen. Allein Deutschland hat mit über 110 Ländern solche abgeschlossen. Sie sollen verhindern, dass investiertes Kapital an Wert verliert, wenn politische Eingriffe getätigt werden. Das heißt zum Beispiel, wenn heute ein deutsches Unternehmen in Rumänien investiert, dann kann es sicher sein, dass mögliche sozial-, umwelt- oder gar eigentumspolitische Änderungen, die die Gewinnerwartung des Unternehmens schmälern könnten, vom Staat, in dem das stattfindet, finanziell kompensiert werden müssen. Im Klartext: Wenn das rumänische Parlament härtere Umweltauflagen beschließt als bei Vertragsabschluss des Investments gegeben waren, wendet sich das deutsche Unternehmen an ein Schiedsgericht und klagt. Und wenn es Recht bekommt, muss Rumänien zahlen. Diese Schiedsgerichte der Investitionsschutzabkommen sind dabei allesamt bei der Weltbank angesiedelt und funktionieren nicht nach nationalen Rechtsgrundsätzen. Das heute überall breit diskutierte Transatlantische Freihandelsabkommen – „TTIP“ – soll die bereits in Massen vorhandenen Investitionsschutzabkommen nun auch transatlantisch gültig machen. Eine demokratische Entscheidung steht dann unter der permanenten Drohung, im Falle, dass diese negativ für einen Investor ausfällt, das Land sehr teuer zu kommen. Ein klarer Punktesieg im Match Kapital gegen Demokratie für das Kapital. Der Mensch als Ganzes ist zunehmend aufgefordert, sich wie eine Ware auf dem Markt zu verhalten … Solidarität wird heute beispielsweise von den führenden Vertretern der Weltmacht USA eingefordert, wenn es darum geht, Markterweiterungen für die Global Player überall auf der Welt militärisch durchzusetzen … Was weitum als Lobbyismus beschrieben wird, wenn also etwa große Konzerne oder ganze Branchen beispielsweise in der Europäischen Union ihre Interessen durchsetzen, hat de facto tiefer liegende Gründe … Es sind Think Tanks wie der „Council on Foreign Relations“ oder die „Atlantik-Brücke“, in denen sich das Personal befindet bzw. initialisiert wird, das dann die politische Umsetzung dort getroffener Entscheidungen durchführt … Die Gesetze, die unser Zusammenleben bestimmen, werden zwar durch die dafür vorgesehenen Parlamente gebracht, gemacht werden sie aber andernorts … Volksherrschaft, und nichts anderes heißt ja Demokratie, ist mehr als in Gefahr, sie existiert überhaupt nur auf dem Papier. Zusätzlich ist aber inzwischen Souveränitätsverlust auf allen Ebenen spürbar, von kollektiven sozialen Ebenen und Nationalstaaten bis zu ganz persönlichen Lebensbereichen. Auch Souveränität wird mehr und mehr der Profitlogik unterworfen. «
Quelle und das ganze Interview: www.nachdenkseiten.de/?p=25381

Hannes Hofbauer, „DIE DIKTATUR DES KAPITALS. Souveränitätsverlust im postdemokratischen Zeitalter“, Promedia Verlag Wien. ISBN 978-3-85371-376-1, 240 Seiten, 17,90 Euro
Aus der Verlagsankündigung: » Global agierende Kapitalgruppen, euphemistisch „Märkte“ genannt, treiben Parlamente und Regierungen vor sich her. Die Wirtschaft steht längst nicht mehr im Dienste des Menschen. Wer diesen Zustand anprangert, gerät ins politische Abseits. Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise 2008 ist es in immer mehr Ländern nicht mehr der Souverän, sondern die „Troika“ aus IWF, Europäischer Zentralbank und EU-Kommission, die Regierungen einsetzt. Volksentscheide werden von ihr als unkalkulierbares Risiko betrachtet. Wer dennoch das Volk politisch mobilisieren will, gilt den herrschenden Medien – je nach Richtung und Gusto – als links- oder rechtspopulistisch. Politische Interventionen, die den Wirtschaftsliberalismus bremsen könnten, finden so gut wie nicht mehr statt. Halb leere Urnen an den Wahlabenden sind die logische Folge, die ironischerweise von denselben Kräften als „Politikmüdigkeit“ beklagt wird, die den Kanon der Alternativlosigkeit anstimmen. Hannes Hofbauer geht in seinem neuen Buch einer Entwicklung nach, die die Logik der kapitalistischen Akkumulation als einzig zulässige akzeptiert, nach der sich Gesellschaft zu richten hat. Damit herrscht eine Diktatur des Kapitals, die von ihren Ideologen als „liberale Demokratie“ oder als „konstitutioneller Liberalismus“ definiert wird. «
Peter Nowak in "Neues Deutschland" vom 24. Oktober 2014: "Hofbauer hat ein dramatisches Kapitel Kapitalgeschichte verfasst. Er liefert allen, die sich gegen das TTIP und andere Freihandelsabkommen engagieren, eine gute Einführung in die Funktionsweise des Kapitalismus unserer Tage. Deutlich wird, dass Abkommen wie TTIP Resultat egoistischen kapitalistischen Verwertungsinteresses sind und nicht, wie oft behauptet, der Allgemeinheit dienen."
„Ein klein wenig Diktatur“ als Schmiermittel einer „marktkonformen Demokratie“ wird bereits seit einigen Jahren von Außenpolitikern, Politikberatern und sog. Sicherheitspolitikern diskutiert. Nachzulesen hier: www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57833

06.03.2015

Die Demokratie im Visier

Aus einem Interview mit Hermann Ploppa, der in seinem aktuellen Buch aufdeckt, dass neoliberale Schockstrategen und US-Lobbygruppen seit Jahrzehnten daran arbeiten, demokratische Regularien zugunsten der exklusiven Herrschaft einer selbst ernannten Elite zu überwinden:
» Welches Interesse steht bspw. hinter TTIP? Und von wem genau geht dieses Interesse aus – und welche Netzwerke und elitären Zirkel arbeiten daran, demselben jenseits demokratischer Regularien zur Geltung bzw. Durchsetzung zu verhelfen?
Hermann Ploppa: Ziel dieser elitären Kreise war es schon immer, ein optimales Investitionsklima zu schaffen. Der Staat soll so weit wie möglich zurückgefahren werden auf die Funktion, solche günstigen Investitionsbedingungen zu garantieren … Immer deutlicher wird auch die Tendenz des globalisierten Kapitalismus zur Zentralisierung: Strukturen an der Peripherie werden durch so genannte Freihandelsabkommen zerstört, obwohl sie eigentlich optimal funktionieren. Durch das Freihandelsabkommen NAFTA wurde beispielsweise die mexikanische Landwirtschaft weitgehend zerschlagen. Die mexikanischen Bauern arbeiten jetzt als illegale Billiglohnarbeiter in der US-amerikanischen industriellen Landwirtschaft. Mit dem eingefädelten „Frei“-Handelsabkommen TTIP droht Europa nun dasselbe Schicksal. Die Kräfteverhältnisse zwischen den geeinten USA und dem zerstrittenen Europa lassen keinen anderen Schluss zu. Die USA, die in einer schweren strukturellen Krise stecken, gönnen sich mit TTIP quasi eine Frischzellenkur … Die Vertreter der neuen transatlantischen Governance sind mittlerweile so gestärkt, dass sie ganz ungeniert die Grundelemente einer Demokratie, wie beispielsweise das Gebot der Öffentlichkeit, missachten und wir gemeinen Bürger nur noch durch gezielte Indiskretionen einiger Ministerialbeamter mit Gewissen tröpfchenweise erfahren, was die Meister der Governance mit uns vorhaben … Aber wer wirklich „ganz hinten“ hinter den Kulissen die Richtlinien der Politik bestimmt, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Krysmanski so selten konkrete Namen nennt. Es ist gewiss aber ein Erkenntnisgewinn, die Strategien der elitären Netzwerke für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht zu haben. Hilfsköche wie Kissinger, Nye, Brzezinski oder Lippmann sollte man auf jeden Fall kennen. «
Quelle und das ganze Interview: www.nachdenkseiten.de/?p=25285
Hermann Ploppa, Jahrgang 1953, ist Politologe und Publizist. Sein aktuelles Buch trägt den Titel „Die Macher hinter den Kulissen. Wie transatlantische Netzwerke heimlich die Demokratie unterwandern“ und erschien im nomen-Verlag: http://www.nomen-verlag.de/admin/bilder_nomen/48_Ploppa_Beschreibung_Inhaltsverzeichnis%20und%20Einleitung_fuer_Web.pdf
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02.03.2015

Cyberwar und Kakerlaken-Drohnen

» Armin Wertz liefert die erste vollständige Chronik aller US-amerikanischen – der geheimen wie der vom Kongress bewilligten – Operationen in unabhängigen Staaten. Ein unerlässliches Nachschlagewerk für all jene, die sich mit der Außenpolitik der Vereinigten Staaten befassen … Seit ihrer Unabhängigkeit 1776 führten die Vereinigten Staaten zahlreiche Kriege, wobei sie tatsächlich nur fünfmal offiziell den Krieg erklärten. Unzählige Male intervenierten US-Truppen oder amerikanische Geheimdienste im Ausland, alleine im 19. Jahrhundert über hundertmal. Die meisten dieser Unternehmungen dienten dem gebetsmühlenhaft vorgetragenen „Schutz amerikanischer Interessen und Bürger“. Über zahlreiche Operationen wie die Ermordung unliebsamer Politiker, die Verminung ausländischer Häfen und sogar die jahrelange Bombardierung von Staaten wie etwa Laos wurde Geheimhaltung bewahrt. Diese Lücken füllt Armin Wertz mit seiner Chronik und nennt auch die kleineren, unbekannteren Interventionen der USA in aller Welt, die gerne übersehen werden … Der Fall der Berliner Mauer, der Untergang des Sowjetreiches sowie die wachsende Bedeutung neuer Kommunikationsformen und des Internets veranlassten die Planer im Pentagon und die Agenten der diversen Geheimdienste, sich neue Tätigkeitsfelder zu erschließen: die virtuelle Cyberwelt. „Es ist eine Doktrin, das Pentagon hat Cyberspace formell als neues Kriegsgebiet anerkannt“, schrieb der stellvertretende US-Verteidigungsminister William J. Lynn III. im Herbst in einem Essay der Zeitschrift Foreign Affairs.
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Inzwischen arbeiten wissenschaftliche Einrichtungen im Auftrag der U.S. Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) bereits an der nächsten Generation von Spionagewerkzeugen. Jahrelang bastelten Wissenschaftler an sogenannten Micro-Air-Verhicles (MAVs), fliegenden Robotern von der Größe kleiner Insekten, die ideal für Spionagetätigkeiten waren. Weil die Energieversorgung dabei eine kaum überwindbare Schwierigkeit darstellte, verfielen die Forscher auf eine neue Idee. Zahlreiche Forschungseinrichtungen in den USA sind längst dabei, völlig unverdächtige Spione zu kreieren: lebende Insekten, an denen ein paar winzige Veränderungen vorgenommen werden wie etwa Stimulatoren oder Elektroden, die in ihr Nervensystem eingepflanzt werden. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es viel einfacher ist, ein Insektenhirn und damit das Flugverhalten zu kontrollieren, als MAVs zu bauen.
Darum implantierten Biologen etwa der Texas A&M University Kakerlaken schon im Entwicklungsstadium Mikrochips ein, die mit dem Nerven- und Muskelsystem verknüpft wurden. Auch an der Universität von Michigan und an der Universität von Kalifornien in Berkeley pflanzten Wissenschaftler Hirschhornkäfern und am MIT Motten erfolgreich derartige mikroelektromechanische Systeme (MEMs) ein. Im bewegungslosen Zustand ihrer Entwicklung – z. B. im verpuppten Zustand – lassen sich die Insekten einfacher operieren und manipulieren. Die ausgewachsenen Insekten verhielten sich auch mit der eingebauten Hardware völlig normal. So konnten die Forscher den Flug der Motten steuern.
Die Energieversorgung der eingebauten Chips, so erhoffen es sich die Wissenschaftler, konnte durch die Umwandlung der Hitze und der mechanischen Energie, die das Insekt im Flug erzeugt, erreicht werden. Für den Fall, dass die natürlich erzeugte Energie nicht ausreicht, haben Wissenschaftler der Cornell Universität einen Radioisotopen-Transmitter entwickelt, der kybernetische Organismen mit radioaktiver Energie versorgt.
Sobald die Wissenschaftler diese Cyborgs oder Cybugs, wie sie genannt werden, kontrollieren können, sollen sie zum Einsatz kommen. Ausgerüstet mit Kameras, Mikrophonen und anderen Sensoren konnten sie dann von einem Kontrolleur gesteuert werden, ähnlich den unbemannten Drohnen, die Ziele in Afghanistan, Jemen, Pakistan, Somalia, Mali, Mexiko und anderen Ländern ausspionieren. «

05.02.2015

Krieg um die Köpfe

» Deutschland rüstet nicht nur im Äußeren auf - auch im Innern vollzieht sich eine Entwicklung gen Militarisierung des Zivilen, des Denkens, Handelns und der Bildung etwa - eine ideologische Mobilmachung also, die auf die Erhöhung der Kriegsbereitschaft der Deutschen zielt. Auf dem Kongress mit dem Titel "Krieg um die Köpfe: Der Diskurs der Verantwortungsübernahme", der vom 5. bis 8. März in Berlin stattfindet, wollen Psychologinnen und Psychologen die Einstimmung der Bevölkerung auf die scheinbare Notwendigkeit und Unausweichlichkeit der Beteiligung an Kriegen analysieren und kritisieren.
Aus einem Interview mit dem Psychologe Klaus-Jürgen Bruder, Freie Universität Berlin, über die Mechanismen und die Kritik an der ideologischen Mobilmachung:
Die große Überschrift müsste lauten: "Den Widerspruch organisieren!" - und zwar überall, vor allem aber dort, wo die eigene Stimme noch gehört wird. Und hier eben aufzeigen, dass es die Arbeit ist, die man tagtäglich macht, die als solche selbst den Widerspruch gegen Militarisierung und Nationalismus in letzter Konsequenz unabdingbar macht. Eben deshalb machen wir ja auch diese Tagung im Rahmen von Psychologie und als psychologische. Wir erklären damit, dass es unverzichtbar für die Ausübung des Berufs des Psychologen ist, Stellung zu nehmen zu diesen die Gesellschaft im Ganzen bedrohenden Entwicklungen.
Notwendig ist also vor allem "Kritik" - und zwar die Kritik "aller Verhältnisse, in denen der Mensch ein entmenschtes Wesen zu sein gezwungen ist", Kritik aller Zumutungen, Forderungen, aller Behauptungen, aller Lügen und Schmeicheleien, und das ausgehend von dem, was man tut, zu tun gezwungen ist als Psychologe: Kritik der Praxis, sofern sie den Bedürfnissen der Menschen nach Frieden, Gerechtigkeit, Brüderlichkeit widerspricht, Kritik der Theorie, die diesen Widerspruch auszuschalten versucht, Kritik der Ausbildung der Wissenschaftler und der Praktiker, praktisch Arbeitenden, sofern diese Ausbildung den Widerspruch verleugnet, zu verleugnen nahelegt. «
Quelle und das ganze Interview: www.heise.de/tp/artikel/44/44035/1.html

24.01.2015

Wie wir manipuliert werden

Dass den Medien in bürgerlichen Demokratien auch und vor allem die Aufgabe der „Gedankenkontrolle“ der Bürgerinnen und Bürger zukommt, hat Noam Chomsky, der meistzitierte Intellektuelle der Welt, in etlichen Publikationen herausgearbeitet und belegt. Diese Funktion der Medien wird – vor allem wohl aufgrund der Zunahme an Kriegen und gesellschaftlicher Segregation – für immer größere Bevölkerungsteile aktuell evident. Sie betiteln die Medien daher als „Lügenpresse“, legen Programmbeschwerden ein und „basteln“ sich ihre Informationen mehr und mehr aus den wenigen unabhängigen Medien und im Netz zusammen. Wie aber ist es nun um „unsere“ Medien bestellt? Welche Prozesse und Wirkungen zeichnen sich ab? Und ist das Wort „Lügenpresse“ dummrechte Kritik und also Tabu? Zu diesen Fragen sprach Jens Wernicke mit dem Journalisten und Medienkritiker Walter van Rossum, der hierzu einen klaren Standpunkt vertritt.
(Walter van Rossum ist Autor, Medienkritiker und Investigativjournalist. Er studierte Romanistik, Philosophie und Geschichte in Köln und Paris. Mit einer Arbeit über Jean-Paul Sartre wurde er 1989 an der Kölner Universität promoviert. Seit 1981 arbeitet er als freier Autor für WDR, Deutschlandfunk, Zeit, Merkur, FAZ, FR und Freitag. Für den WDR moderierte er unter anderem die „Funkhausgespräche“.)
Das Interview: www.nachdenkseiten.de/?p=24698#more-24698


Hierzu passt:
Vormaliger technischer Direktor der NSA warnt vor totalitärem Geheimdienst ... Die Chancen, dass Whistleblower und solider Journalismus Kriege in unserer scheinbar aufgeklärten Informationsgesellschaft verhindern können, stehen allerdings schlecht. Kein Aufschrei war in den Medien hörbar, als Berlin der Regierung in Kiew die Militäroffensive finanziell subventionierte. Stattdessen tischen uns öffentlich-rechtliche Medien obskure Falschmeldungen über politische Gegner auf, während atlantisch gut vernetzte Schreiber unerwünschte Kritiker dämonisieren ... Statt das Ausspähen der eigenen Bevölkerung effizient zu unterbinden, bezahlt der deutsche Staat sogar hierfür rund eine Milliarde Euro an Steuergeldern.
 

21.01.2015

Wer verantwortet die Gewaltspirale und wie beantwortet man sie

» Meine Fazit ist klar: Erstens ist der Anschlag nicht geklärt, das braucht mehr Zeit. Vielleicht waren es radikale Islamisten. Vielleicht aber auch nicht. Zweitens muss man bei jedem Terroranschlag immer auch untersuchen, ob es nicht eine False-Flag-Operation war, welche man in diesem Fall den Muslimen nur in die Schuhe schiebt um in Europa und den USA Angst und Hass zu schüren, den Überwachungsstaat weiter auszubauen und Kriege gegen muslimische Länder fortan noch besser legitimieren zu können … Wir sind derzeit 7 Milliarden Menschen in 200 Ländern. Nur ein Prozent, also 70 Millionen, tötet und foltert derzeit oder gibt Untergebenen den Befehl zu töten oder foltern. Das ist also eine kleine Minderheit. Die anderen 99 Prozent möchten einfach in Ruhe leben, sich verlieben, etwas Geld verdienen, in die Ferien fahren, Freunde treffen, eine Familie gründen, Musik hören, die normalen Dinge des Lebens eben. Leider kann man diese 99 Prozent aber sehr gut an der Nase herumführen. Man erzählt ihnen etwa, ihre Freiheit müsse jetzt am Hindukusch verteidigt werden. Und obschon sie zuvor noch nie von diesem Berggebiet gehört haben, ziehen sie womöglich mit in den Krieg … Oft geht es im Kern um den Zugriff um Ressourcen wie Erdöl oder Erdgas, die Religionen werden dabei vor allem dazu benutzt, um die Gruppen in die Gewaltspirale hineinzuführen, als „Begründungserklärung“ sozusagen, um die es aber im Hintergrund überhaupt nicht geht, die nicht ausschlaggebend für territoriale oder Ressourcenkriege ist … Hinter dem uns präsentierten „Offensichtlichen“ sollten wir uns daher daran machen, mehr und mehr über das Geschehen und die Interessen im Hintergrund zu erfahren. Manch einer sagt eben „Terrorstaat“ und begründet damit nichts anderes als einen Ressourcen-Krieg gegen ein fremdes Land … Man muss sich erinnern, dass man den 99 Prozent angehört, die gar keine Gewaltspirale wollen. Man sollte daher mit Mut und Ehrlichkeit für gewaltfreie Konfliktlösung und für Toleranz gegenüber anderen Religionen einstehen. Auch wenn das derzeit nicht sehr populär ist. In einer Zeit voller Angst und Misstrauen muss man Brücken bauen. «
Aus einem fulminanten Interview mit Daniele Ganser, Dr. phil., schweizer Historiker, spezialisiert auf Zeitgeschichte seit 1945 und Internationale Politik. Seine Forschungsschwerpunkte sind Friedensforschung, Geostrategie, verdeckte Kriegsführung, Ressourcenkämpfe und Wirtschaftspolitik. Er unterrichtet an der Universität St. Gallen (HSG) zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen und an der Universität Basel im Nachdiplomstudium Konfliktanalysen zum globalen Kampf ums Erdöl. Er leitet das Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel: http://www.nachdenkseiten.de/?p=24659#more-24659
Ein Videokommentar von Dr. Sabine Schiffer, Institut für Medienverantwortung: http://youtu.be/Z2oyP8jWjZA

09.01.2015

Islamisten und Faschisten haben ein gemeinsames Ziel

Nationalstaaten mit Führerkult, basierend auf Apardheit, Gewaltherrschaft und Sozialtünche wollen beide Ideologien. Der einzige Unterschied liegt in der Frage nach dem hier „völkisch“, dort „religiös“ begründeten Territorium/Boden/Raum und dem Zugang zu den Wirtschaftsressourcen, die Macht und Geld etablieren.
„Die Führerin des Front National, Marine Le Pen, forderte Frankreich auf, in einen Krieg gegen den Fundamentalismus zu ziehen. Zudem plädierte Le Pen für ein Referendum über die Wiedereinführung der Todesstrafe … Rund 18.000 neue Fans hat die FN-Führerin auf Facebook verbuchen können, nachdem sie zum Krieg gegen den Islamismus aufrief. Denn dies ist genau die Konfrontation, auf die der europäische wie islamische Rechtsextremismus zielstrebig hinarbeitet: auf einen Glaubenskrieg, der beiden gleichermaßen irren Ideologien zur unangefochtenen Hegemonie im jeweiligen Kulturkreis verhelfen soll. Pegida und FN tun letztendlich das genaue Gegenteil dessen, was sie propagieren - sie wollen den Glaubens- und Kulturkrieg gegen den Islam gegen die bloße Einwanderung entfachen, um das Rad der Geschichte zurückdrehen zu können. Letztendlich würde im Verlauf dieser drohenden Auseinandersetzung der gesamten Gesellschaft die Ideologie der Rechten aufgenötigt, das Denken in kulturalistischen oder rassistischen Kategorien verallgemeinert … Die Faschisierung der westlichen Postdemokratien kann gerade in einem solchen letztendlich irrsinnigen Glaubenskrieg vollzogen werden … Dabei sehen sich europäische und arabische Faschisten zum Verwechseln ähnlich. Beiden Ideologien ist eine pluralistische, offene und vielfältige Gesellschaft verhasst. Während der islamistische Faschismus einen religiös homogenen Gottesstaat anstrebt, wollen Europas Rechtsextremisten eine rassisch oder kulturell ‚reine‘ Gesellschaft erkämpfen. Die Rückbesinnung auf zumeist frei erfundene ‚traditionelle Werte‘ wird in beiden verfeindeten Lagern ausgiebig praktiziert. Mit der hysterischen Kritik an ‚Gender Mainstreaming‘ und der Emanzipation sexueller Minderheiten kommt in Europa dieselbe Verachtung Schwuler zu Ausdruck, die im arabischen Kulturkreis oft tödliche Folgen nach sich zieht. Der islamistische Hass auf Frauen spiegelt sich in der Verachtung des Feminismus, den die neue europäische Rechte kultiviert … Die ‚abendländischen Werte‘, die die Rechte gerade mitten in der Krise erfindet, ähneln somit verdächtig dem schieren Wahnsinn, den die islamistische Ideologie ausgebrütet hat … Eigentlich tobt dieser Weltbürgerkrieg bereits in den Zusammenbruchsgebieten des Weltmarktes, in weiten Teilen Afrikas, des arabischen Raumes oder Mittelamerikas. Es stellt sich nur die Frage, ob er nun auch auf Europa übergreifen wird. Die europäische wie islamistische Rechte arbeitet jedenfalls fleißig daran.“
Aus einer Stellungnahme des Publizisten Tomasz Konicz:  www.heise.de/tp/artikel/43/43809/1.html